© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    41/01 05. Oktober 2001


Die Kasse bleibt zu
von Alexander Barti

Nachdem die Grünen - besonders nach der Hamburg-Wahl - weiter mit der Schwindsucht kämpfen müssen, zeigte sich unlängt am politischen Horizont eine Möglichkeit, den drohenden Kriegseinsatz deutscher Soldaten zu verhindern: Deutschland sollte wieder die Geldbörse öffnen. Damit wäre nicht nur die brüchig gewordene Regierungskoalition gerettet, sondern - und das ist viel wichtiger - die grünen Funktionäre hätten auch endlich wieder Ruhe an der Basis. Wer nicht bombt, kann für „Kollateralschäden“ nicht verantwortlich gemacht werden. Zum Leidwesen grüner Bedenkenträger ist das Nadelöhr der Scheckbuch-Diplomatie schon verstopft worden, bevor man überhaupt angefangen hatte, darüber zu diskutieren.

„An einem Ablaßhandel wird Deutschland sich nicht beteiligen“, donnerte Kanzler Schröder auf dem Gewerkschaftstag der IG Bau in Bonn, so daß der kleine Koalitionspartner sofort wieder in Deckung ging. Grünen-Vorsitzende Claudia Roth pflichtete dem Kanzler sofort brav bei. Gerhard Schröder wird einige Gründe haben, so eindeutig zu sein: zum einen herrscht ziemliche Ebbe in der Staatskasse, so daß er mit den Milliarden nicht mehr so um sich werfen kann wie noch sein Vorgänger im Golfkrieg; zum anderen sind deutsche Militäreinsätze im Ausland zum Normalfall geworden - und damit politisch unbedenklich. Und wenn Schröder außerdem noch seinen nervigen Koalitionspartner fest an die Kandare nehmen kann, untermauert er seinen uneingeschränkten Führungsanspruch. Wie lange werden sich die Grünen noch demütigen lassen?


 
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