© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    41/01 05. Oktober 2001

 
Angriff auf das Monopol
Medien: Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ macht den Springer-Blättern Konkurrenz
Werner Olles

Die erste Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung am 30. September konnte sich nicht recht entscheiden, von wem sie gekauft werden wollte. Zum einen spiegelt sich in ihr das neue Selbstbewußtsein der FAZ-Macher, in Konkurrenz zu den im Hause Springer erscheinenden Welt am Sonntag und Bild am Sonntag ebenfalls ein publizistisch und kommerziell erfolgreiches Blatt bundesweit herauszugeben, zum anderen muß die Zeitung mit ihrem noch gewöhnungsbedürftigen Layout und einer auf den ersten Blick ein wenig willkürlich scheinenden Auswahl von Themen zumindest im Politikteil ihren charakteristischen Ton offenbar erst noch finden.

Einige bemerkenswerte Texte dürften jedoch bei vielen Lesern Interesse und Neugier geweckt haben. Stellvertretend stand dafür der Kommentar von Thomas Schmid zu Silvio Berlusconis politisch reichlich unkorrekter Anmerkung über die islamische Kultur und die Überlegenheit des Westens. Während der italienische Ministerpräsident dafür in anderen Medien gnadenlos verdroschen wurde, blies Schmid zum Gegenangriff und verteidigte seinerseits den unerschrockenen Verteidiger der christlich-abendländischen Kultur, des Liberalismus und der Aufklärung. Im Feuilleton durfte dann der Schweizer Schriftsteller Christian Kracht augenzwinkernd das enfant terrible vom Dienst spielen und in einem Interview allerlei nicht minder politisch unkorrekte Bosheiten von sich zu geben.

Die doch recht eintönige sonntägliche Zeitungslandschaft dürfte mit der Herausgabe der FAS auf jedenFall eine Bereicherung und Auflockerung erfahren. Sowohl im Umfang als auch in der Aufmachung und der redaktionellen Themenauswahl kann sich die FAS durchaus mit der Welt am Sonntag messen. Ob sie sich langfristig gegen die Konkurrenz der alteingesessenen Springer-Sonntagszeitungen behaupten kann, wird man gespannt abwarten müssen.


 
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