© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    44/01 26. Oktober 2001

 
Frisch gepreßt

Stasi-Knast. Auf der Frankfurter Buchmesse befand sich ein einsamer Stand, an dem nur ein einziges Buch von seinem Autor präsentiert wurde - pikanterweise neben dem Messestand des ehemaligen SED-Parteiorgans Neues Deutschland. Der Autor Dietrich Kessler beschreibt in seinem Buch autobiographische Erlebnisse als Musiker der DDR-Rockgruppe „Klosterbrüder“, der, systemkritisch eingestellt, 1981 einen Antrag auf Ausreise aus dem „Paradies der Werktätigen“ beantragte. Die darauf folgenden Denunziationen, die Verhöre, das Berufsverbot und die Inhaftierung ähneln den leidvollen Schilderungen vieler Schicksalsgenossen, die im letzten Jahrhundert Erfahrungen mit dem real existierenden Sozialismus machen mußten (Stasi-Knast, 3D-Verlag, Berlin 2001, 288 Seiten, 19,80 Mark).

St. Louis. Gegenüber der fast romanhaften Darstellung von Hans Herlin und der auf eine Hollywood-Verfilmung mit Faye Dunaway und Oskar Werner zugeschriebenen Dokumentation von Gordon Thomas und Max Morgan-Witts ist ausgerechnet die Arbeit des „Binnenländers“ Georg Mautner Markhof ein Fortschritt: Die Darstellung des österreichischen Nationalrats über die Fahrt des Hamburger Luxusliners St.Louis, der im Frühjahr 1939 jüdische Exilanten nach Kuba bringen sollte, ist verglichen mit ihren Vorgängern faktenreich und handwerklich solide zu nennen. Nur der zeithistorische Hintergrund wirkt arg blaß, und auch zum Charakter des legendären Kapitäns Gustav Schröder, einem höflichen Gelehrtentyp, wie er unter den Kapitänen „großer“ Schiffe noch bis in die fünfziger Jahre häufiger anzutreffen war, findet der Autor keinen Zugang (Das St. Louis-Drama. Hintergrund und Rätsel einer mysteriösen Aktion des Dritten Reiches, Leopold Stocker Verlag, Graz 2001, 200 Seiten, 39,90 Mark).

Kriegsverbrechen. Nicht nur bei den ersten Kontakten der Roten Armee mit deutschen Zivilisten, wie 1944 in Ostpreußen, sondern auch noch bis in die letzten Tage des Krieges im Mai 1945 wurden zahlreiche Kriegsverbrechen an Deutschen verübt. Der Autor Theodor Seidel hat allein in Ostsachsen viele davon ausgemacht, indem er den Spuren dieser bislang unerwähntenTaten nachging (Kriegsverbrechen in Ostsachsen, Edition Ost, Berlin 2001, 139 Seiten,16,80 Mark).


 
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