© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    44/01 26. Oktober 2001

 
Neulich im Internet
Detlef
Erol Stern

Typen wie Detlef kennt jeder, ob man will oder nicht. Detlef verbindet in beängstigender Weise das Aussehen Mike Krügers mit der Tolpatschigkeit eines „Mein Gott Walter“. Abends beim Bier prahlt er mit den PS seines betagten 3er BMW, dürfte aber an jeder grünen Ampel für einen mittleren Stau sorgen. Detlef besitzt nun seit gut zwei Jahren einen PC. In seiner Kleingeistigkeit spielt er keine „billigen“ Programme auf seine Festplatte, um diese zu schonen. Genützt hat es wenig, denn es ist schon die dritte. Auch zwei Motherboards hat er schon auf dem Gewissen, was seiner Meinung nach an den Cookies liegt. Kein Virus ist vor ihm sicher, er läßt viel Geld in Werkstätten. Der PC wird permanent aufgerüstet, auch wenn Detlef selbst den Urzustand nicht im entferntesten ausreizte, geschweige denn verstand. Es muß immer das Beste sein. Er verehrt AOL, was anderes peilt er nicht. Seine Tochter darf nicht ins Internet, das ist zu teuer und es könnte etwas kaputtgehen. Andererseits kostete ihn der Anruf auf eine vermeintliche Bekanntschaftsanzeige hin weit mehr als hundert Mark, ohne daß er es merkte. Eine Freundin von Detlef hat lange gespart, um sich einen PC zu kaufen. Er hat sie systematisch dazu gedrängt, sich das schnellste und teuerste Gerät zu kaufen, zum Surfen und zum Briefeschreiben! Von 60 Gigabyte sind nun ständig über 58 frei. Doch mal ehrlich, was wäre das Leben ohne diese „Detlefs“? Tip: Nennt solche Leute nicht dumm, borgt lieber von ihnen, rät Euer EROL STERN


 
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