© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    45/01 02. November 2001

 
Frisch gepreßt

Kollektivierung. Der Aufbau einer Kollektivlandwirtschaft in der DDR lief während der fünfziger Jahre äußerst schleppend. Grund für die mangelnde Bereitschaft der Kleinbauern - größere Bauern mit über 100 Hektar Grundbesitz wurden bereits unmittelbar nach dem Krieg enteignet - sich den Landwirtschaftlichen Produktions-Genossenschaften (LPG) anzuschließen, war ihre Unproduktivität. Die praktische Mißwirtschaft der LPG begründeten viele imkompetente und sich oftmals widersprechende Direktiven der Partei, die im vorliegenden Werk anhand zeitgenössischer Akten einiger SED-Kreisleitungen aus Thüringen ausgiebig beleuchtet werden. Die DDR-Führung reagierte letztlich mit der Zwangskollektivierung auch der Kleinbauern im Jahre 1960/ 61, in der die staatlicherseits propagierte Freiwilligkeit bei den Bauern nur ein marginales Phänomen darstellte. Die landwirtschaftliche Entwicklung und ihre Produktivität wurde damit langfristig behindert. Die Enteignungen sind bis heute nicht rückgängig gemacht worden (Jürgen Gruhle: Ohne Gott und Sonnenschein, Selbstverlag des Autors, Am Sternberg 32, 99448 Nauendorf, 2001, 259 Seiten, 29,90 Mark).

Konrad Lorenz. Die „braune“ Vergangenheit des Verhaltensforschers Konrad Lorenz (1903-1989) wurde in Österreich schon vor dreißig Jahren zu einem Politikum, als die Verleihung des Nobelpreises anstand. Zwischen Verteidigern wie dem Krone-Kolumnisten Richard Nimmerrichter und Anklägern wie dem „Nazijäger“ Simon Wiesenthal herrschte dabei Waffengleichheit: Über genaue Kenntnisse der intellektuellen Biographie des „Vaters der Graugänse“, dessen akademische Karriere rasch nach dem „Anschluß“ 1940 auf einen Lehrstuhl in Königsberg führte, verfügten nämlich beide nicht. Erst im Juli 2000 erschien im Ostpreußenblatt eine Artikelserie, die anhand von Briefwechseln und Presseartikeln ein Licht auf Lorenz politische Orientierung warf. Aus diesen Quellen schöpfen auch die beiden Wiener Journalisten Benedikt Föger (Die Presse) und Klaus Taschwer (Falter), denen es nicht immer gelingt, ihr im Vorwort gegebenes Versprechen einzulösen, ihre Studie vom „ahistorischen Moralismus“ freizuhalten (Die andere Seite des Spiegels. Konrad Lorenz und der Nationalsozialismus. Czernin Verlag, Wien 2001, 254 Seiten, 45,90 Mark).


 
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