© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    46/01 09. November 2001


Dinosaurier
von Bernd-Thomas Ramb

Die Deutsche Bank hat die Streichung von 7.100 Mitarbeiterstellen bekanntgegeben. Eigentlich keine Sensationsmeldung in Zeiten massiver Entlassungswellen. Im Bereich der Großbanken sollen in den nächsten zwei Jahren insgesamt sogar 27.000 Arbeitsplätze wegfallen. Der besänftigend gemeinte Hinweis, keine Entlassungen vornehmen zu wollen, sondern den Stellenabbau durch weniger Neueinstellungen zu bewerkstelligen, kann möglicherweise die derzeit 97.000 Beschäftigten der Deutschen Bank beruhigen. Jungen Leuten mit dem Berufswunsch Banker bietet es wenig Trost.

Der begründende Hinweis des Personalvorstands der Deutschen Bank auf die konjunkturelle Rezession oder den Schock des 11. Septembers läuft fehl. Es geht hier um strukturelle Anpassungsvorgänge. Das moderne Bankwesen benötigt immer mehr (billige) Datenverarbeitungsautomaten und immer weniger (teures) Beratungspersonal, weil beispielsweise das manuelle Ausfüllen eines Überweisungsformulars durch den „Bankbeamten“ als unberechnete Dienstleistung aus den immer geringeren Zinsarbitragen nicht mehr finanzierbar ist. Heute ist Homebanking angesagt, und wer das nicht kann oder will, muß draufzahlen. Stufenweise wird die Bankdienstleistung auf den Kunden übertragen oder er übernimmt die vollen Kosten. Die dadurch gebotene größere Wahlfreiheit bei der Nachfrage nach Bankdienstleistungen ist marktwirtschaftlich fair, auch wenn diese Entwicklung das antiquierte Bankgebaren zum Aussterben verurteilt.


 
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