© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    47/01 16. November 2001


Denkmal der Freiheit
von Steffen Königer

Vor zwölf Jahren war es jedem Deutschen eine Gewißheit: die friedlichen Demonstrationen Hunderttausender, der freudige Augenblick des Mauerfalls, die tanzenden Massen auf der Panzersperre vor dem Brandenburger Tor, Mauerspechte, deutsche Einheit … all dies muß doch jedem, der diese Stadt besucht, auch zukünftig nahegebracht werden. Jedem war klar: Hier muß ein Denkmal her, daß nicht der Trauer, nicht dem Schmerz gewidmet ist, sondern der Freude Ausdruck gibt, die den 9. November 1989 beherrschte.

Zum zehnten Jahrestag der deutschen Einheit beantragten 177 Mitglieder des Bundestages im April 2000, ein Einheits- und Freiheitsdenkmal vor dem ehemaligen Stadtschloß auf der Schloßfreiheit zu errichten. 16 Monate später, noch vor der Entscheidung des Bundestages - die ausgerechnet auf den 9. November 2001 gelegt wurde - fiel der Entwurf bereits durch den Kulturausschuß. Mit den Stimmen der SPD und der PDS wurde eine Ablehnung empfohlen, die Bündnisgrünen waren nicht anwesend. Zur Begründung ist doch tatsächlich etwas von einem „falschen Signal“ zu lesen, das mit dem Bau gesetzt würde. Man lehne es zwar nicht prinzipiell ab, bezweifele aber die Notwendigkeit. Der Einheitsprozeß sei schließlich noch nicht vollzogen und der Platz habe keine Bedeutung für die Umwälzungen von vor zwölf Jahren. „Die Sozialdemokraten wollen kein positives deutsches Nationaldenkmal“, konnte Günter Nooke nur resigniert feststellen. Positiver, stolzer Momente in der Geschichte dieses Landes soll nicht gedacht werden - Mahnmale jedoch werden zu Dutzenden neu gebaut.


 
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