© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    47/01 16. November 2001

 
Meldungen

„USA-Day“ und Demo gegen Globalisierung

ROM. Gegner und Befürworter des Afghanistankrieges haben letztes Wochenende in Rom demonstriert. Etwa 70.000 Globalisierungsgegner und linke Aktivisten protestierten gegen den Krieg und die Entsendung italienischer Soldaten. Premier Silvio Berlusconi und seine Bündnispartner veranstalteten hingegen einen „US-Day“ in Rom: Unter einem Meer von Sternenbannern, Trikoloren sowie Parteiflaggen sang u.a. der Tenor Andrea Bocelli Schuberts Ave-Maria. Der New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani sprach per Video zu den 40.000 Versammelten, und eine Abordnung der Feuerwehr New Yorks wurde geehrt. Berlusconi lobte zum Abschluß der Kundgebung die Haltung der Opposition und erklärte, manchmal sei es notwendig, „den Frieden gegen den Krieg mit kriegerischen Mitteln zu verteidigen“. Letzte Woche hatte das italienische Parlament mit den Stimmen der linken Opposition der Aufstellung eines italienischen Afghanistankontingentes zugestimmt. Nur Kommunisten und Grüne votierten dagegen. Laut Umfragen ist über die Hälfte der Italiener gegen die Entsendung von Soldaten nach Afghanistan.

 

Anforderungen für den EU-Beitritt kritisiert

BUKAREST. Der frühere rumänische Kultusminister Andrei Plesu hat die Anforderungen für einen EU-Beitritt kritisiert. „Wir sind eingeschüchtert durch ein Europa, das uns ständig Klassenarbeiten schreiben läßt“, sagte der konservative Politiker letzte Woche bei der Tagung des Institutes für den Donauraum und Mitteleuropa in Wien. Man könne von den „Patienten“ nicht erwarten, innovativ zu sein, noch dazu, wenn die einzige Idee Westeuropas jene vom geeinten Europa und diese bereits älteren Ursprungs sei. „Wir befürchten, daß der Preis, den wir zu bezahlen haben, unsere Autonomie ist, unsere Individualität, unser Salz und Pfeffer.“

 

Sozialist mit Chancen auf Präsidentenamt

SOFIA. In Bulgarien entscheiden die Wähler am kommenden Sonntag in einer Stichwahl über ihren neuen Staatspräsidenten. Amtsinhaber Petar Stojanow lag letzten Sonntag mit 30 Prozent weit hinter dem sozialistischen Herausforderer Georgi Parwanow (41 Prozent). Ex-Innenminister Bogomil Bonew kam auf etwa 19 Prozent, die anderen drei Kandidaten lagen unter zehn Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei gut 43 Prozent. „Die Menschen erwarteten, daß sie zehn bis zwölf Jahre nach der politischen Wende qualitativ besser leben würden“, erklärte der von der seit über drei Monaten regierenden Nationalen Bewegung von Ex-König Simeon II. unterstützte Stojanow am Wahlabend. Priorität habe jetzt, „die große Armut zu bekämpfen“. Stojanow kam 1996 mit 59,7 Prozent ins Amt.

 

„Wir bestimmen selbst, wer zu uns kommt!“

CANBERRA. Die seit 1996 regierende Koalition aus Liberalen und Nationalpartei wurde letzte Woche von den Australiern zum dritten Mal wiedergewählt. Premierminister John Winston Howard hatte in den letzten Monaten eine kompromißlose Anti-Asyl-Politik betrieben, da immer mehr Flüchtlinge aus Asien auf den fünften Kontinent stömten. Der 62jährige Liberale war - trotz internationaler Kritik - unter dem Motto „Wir bestimmen selbst, wer zu uns kommt!“ in den Wahlkampf gezogen. Die oppositionelle linke Labour-Partei gestand ihre Niederlage ein, ihr Chef Kim Beazley trat noch am Wahlabend zurück. Die bäuerliche National Party mußte jedoch Verluste hinnehmen, weil die Wähler auf dem Land fürchten, daß die Firma Telstra, welche die Überland-Telefonleitungen besitzt, vollkommen privatisiert werden könnte. Die rechte Partei „One Nation“ von Pauline Hanson ist von neun Prozent auf drei Prozent abgestürzt.


 
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