© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    48/01 23. November 2001

 
Blick in die Medien
Nachwuchs
Ronald Gläser

Die Wirtschaft steht vor einer Rezession. Auch die Medienbranche ist davon betroffen. Besonders schlecht gelaunt sind derzeit die Zeitungsverleger, die vergangene Woche in Berlin zu einer Tagung zusammentrafen. Trotz steigender Auflagen dank der weltpolitischen Krisenlage sinken die Gewinne der Verlage. Als Paradebeispiel kann die Frankfurter Allgemeine Zeitung gelten, deren Kerngeschäft genauso schlecht läuft wie Aktivitäten jenseits des Printbereichs. Die Zahl der Stellenanzeigen ist dramatisch gesunken. Deswegen steht die Abschaffung der Wochenendbeilage und der Dienstwagen für Jungredakteure vor der Tür. Rote Zahlen drohen auch den Fernsehzeitschriften (minus dreizehn Prozent). Das Fernsehen selbst kann sich gerade so behaupten. Aber eine jüngste Studie offenbart, warum die deutsche Medienwirtschaft im internationalen Vergleich nicht mithalten kann. Unsere Kinder schauen zu wenig fern! Drei- bis Dreizehnjährige verbringen in Deutschland konstant nur noch 97 Minuten täglich vor der Glotze. In Portugal sind es satte 175 Minuten. Hinzu kommt, daß die knappe Geburtenrate hierzulande ohnehin viel zu wenig neue Zuschauer garantiert. Die Lehre daraus kann nur lauten: Die Fernseher müssen in jedem Haushalt vom Schlafzimmer ins Kinderzimmer verlegt werden. Dann verbringen unsere Kinder auch endlich drei Stunden vor der Flimmerkiste - und für neuen Nachwuchs wäre voraussichtlich zur Genüge gesorgt.


 
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