© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    50/01 07. Dezember 2001

 
Meldungen

Martin Walser will mit Störern diskutieren

ROSTOCK. Die Kritiker des Schriftstellers Martin Walser wollen dessen Gesprächsangebot annehmen. In einem offenen Brief forderten sie den 74jährigen Autor am Montag zu einer offentlichen Diskussion auf. Die Unterzeichner, darunter die „Junge Linke“ und die „Antinationale Gruppe“, werfen Walser „Antisemitismus“ vor. In den vergangenen Monaten waren Lesungen des Schriftstellers mehrfach gestört worden. Erst vorige Woche war in Bremen ein Plakat zu sehen, das Walser in SS- Uniform zeigte. Die Kritik richtet sich gegen Walsers Rede zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 1998 in der Frankfurter Paulskirche. Der Autor hatte damals eine „ständige Thematisierung des Holocaust“ als „Moralkeule“ bezeichnet und sich gegen eine „Instrumentalisierung von Auschwitz“ gewandt (die JF berichtete). In der vorigen Woche hatte Walser die „Unwissenheit“ der Protestler kritisiert. Sie hätten nichts von ihm gelesen und würden nur wenige Schlagworte kennen. „Ich bin sehr an einem Gespräch interessiert“, sagte Walser. Der Schriftsteller sieht eine „neue Protestgeneration“ heranwachsen. Die Zunahme der Proteste erklärt er sich mit der Suche nach Inhalten: „Die Junge Linke hat ja auch sonst nicht viel zu sagen.“

 

Goethe-Institut will zurück nach Kabul

MÜNCHEN. Das Goethe-Institut will so bald wie möglich wieder in der afghanischen Hauptstadt Kabul aktiv werden. Wie der Präsident des Instituts, Hilmar Hoffmann (76), vorigen Freitag mitteilte, werde man diesen Vorschlag Außenminister Fischer bei einem Treffen am 11. Dezember unterbreiten. Die Wiedergründung des Instituts koste mit 750.000 Mark „sehr viel weniger als ein Spürpanzer“. Hoffmann kritisierte bei der Vorlage seines Jahresberichtes 2001 die Sparpolitik des Bundes beim Goethe-Institut. Der Dialog von Kulturen sei gerade seit dem 11. September wichtiger denn je, die Schließung zahlreicher Goethe-Institute habe daher katastrophale Folgen.

 

Heiko Peters will keinen „Unfug“ finanzieren

HAMBURG. Der Hamburger Kaufmann Heiko Peters (60) hat die Nordelbische Evangelisch-lutherische Kirche verlassen. Peters, der mit seinem Einsatz für die Opfer der Enteignungen in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) zwischen 1945 bis 1949 bundesweit bekannt wurde, begründet diesen Schritt mit „Beifallskundgebungen zur Homo- und Lesben-Ehe“. „Dies ist der Tropfen, der nun bei mir das Faß zum Überlaufen bringt“, schreibt er in einem Brief an den Kirchenvorstand von Hamburg-Sülldorf. Er sei nicht länger bereit, mit fünfstelligen Kirchensteuern „diesen Unfug“ weiter zu unterstützen, bestätigte er auf Anfrage von idea. Die Kirchenleitung lege es offenbar darauf an, traditionell denkende bürgerliche Kreise aus der Kirche zu drängen.

 

Kafka-Gesellschaft erhält Bibliothek

BRLIN. Die Franz-Kafka-Gesellschaft in Prag erhält die nahezu gesamte rekonstruierte Bibliothek Franz Kafkas (1883-1924). Die Sammlung wurde durch wertvolle Erstausgaben des Schriftstellers („Der Prozeß“) ergänzt. Die symbolische Übergabe der über 1.000 Bücher, Zeitschriften und Almanache im Wert von mehr als einer viertel Million Mark erfolgte vergangene Woche in der Berliner Akademie der Künste durch die Firma Porsche, die den Bestand erworben hatte. Dieser wurde von einem Stuttgarter Antiquar zusammen gestellt.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen