© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    51/01 14. Dezember 2001

 
WIRTSCHAFT
Kirch in der Klemme
Bernd-Thomas Ramb

Der deutsche Medienmogul Leo Kirch kämpft gegen den Ver-such einer feindlichen Übernahme seiner Kirch-Gruppe durch den Konkurrenten News Corp des Australiers Rupert Murdoch. Das erscheint zunächst unglaubwürdig, denn die Kirch-Gruppe ist keine Aktiengesellschaft. Den Hebelpunkt bildet die Beteilung Murdochs an Kirchs Bezahlfernsehunternehmen Premiere. 22 Prozent hält der Australier mit einer Rückgabeoption, falls die Kirch-Gruppe ihre ehrgeizigen Expansionspläne verfehlt. In diesem Fall muß Kirch den Kaufpreis dieser Anteile von 2,9 Milliarden Mark plus Zinsen für drei Jahre erstatten. Der Kirch-Konzern ist aber jetzt schon hoch verschuldet und die Gläubigerbanken werden ungeduldig, denn Kirch verfehlt tatsächlich seine Wachstumsversprechen.

Nun arbeiten die Kirch-Leute fieberhaft an einer Auffanglösung. Ehe sie Anteile an Murdoch verkaufen müssen, liebäugeln sie eher mit der Abgabe eines Viertels an den spanischen Fernsehsender Telecinco. Der aber befindet sich zu 40 Prozent im Besitz des italienischen Medienunternehmers Berlusconi. Vielleicht wird der römische Premier auch deshalb zur Zeit von den deutschen Medien aus der jahrelang praktizierten „Schlechtmenschverfolgung“ herausgehalten. Denn noch ist Kirch, der Duz-Freund von Altkanzler Kohl, ein mächtiger Mann mit intensiven Beziehungen zu Politik und Presse. Sollte er jetzt in Konkurs gehen, dürfte das Stillhalte- und Schweigekartell auch gegen ihn zusammenbrechen. Der Durchschnittsdeutsche wird sich indes mehr am Ende von Premiere erfreuen. Denn so wäre Kirch gezwungen, sein Formel-Eins-Monopol zu verscherbeln. Ganz zu schweigen von der Übertragungsblockade bei den Spielen der Fußballbundesliga, die dann hoffentlich nicht erst in Australien gezeigt werden müssen.


 
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