© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    51/01 14. Dezember 2001

 
Meldungen

Besserer Schutz der Kinder bei Scheidungen

MÜNCHEN. Angesichts wachsender Scheidungszahlen in Deutschland fordern Fachleute und Politiker einen besseren Schutz der darunter leidenden Kinder. Im vergangenen Jahr gab es einen neuen Scheidungsrekord: 194.408 Ehen endeten vor Gericht. Mehr als 148.000 minderjährige Kinder waren davon betroffen. Für sie bedeute die Trennung ein „Trauma fürs Leben“, so der Münchner Verhaltenstherapeut Serge Sulz im Nachrichtenmagazin Focus. „Heute wird bei einer Scheidung ohne Rücksicht auf die Seele des Kindes gestritten“, kritisierte der Psychologe und Arzt. Er fordert, daß eine Ehe mit Kindern unter 14 Jahren erst nach zwei erfolglosen Paartherapien aufgelöst werden sollte. Ferner empfiehlt Sulz Kurse zur Ehevorbereitung. Nach Angaben des Leiters der Klinischen Psychologie an der Technischen Universität Braunschweig, Kurt Hahlweg, hat in Deutschland jedes fünfte Kind zwischen drei und sechs Jahren behandlungsrelevante Störungen wie extreme Aggressionen, Hyperaktivität, depressive Verstimmungen und psychosomatische Probleme. Schuld sei oft die Scheidung der Eltern. Auch Politiker sehen angesichts des Scheidungsbooms Handlungsbedarf. Der CSU-Rechtsexperte Norbert Geis und die stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende Renate Schmidt plädieren für eine „Pflichtberatung der Eheleute mit einer Erörterung des Sorgerechts“.

 

Filmförderung soll novelliert werden

MÜNCHEN. Die deutsche Filmförderung soll entbürokratisiert und die Rolle der unabhängigen Produzenten gestärkt werden. Zu diesem Ergebnis kamen etwa 70 Vertreter der deutschen Filmwirtschaft bei einem Treffen mit Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin (SPD) vergangenen Freitag in München. Ziel sei es, die Rolle des deutschen und europäischen Films als Kulturgut zu stärken. Zu diesem Zweck will Nida-Rümelin noch in dieser Legislaturperiode eine Novelle des Ende 2003 auslaufenden Filmförderungsgesetzes auf den Weg bringen. Zur Zeit stehen für deutsche Filmproduktionen in Bund und Ländern insgesamt Fördermittel in Höhe von 400 Millionen Mark pro Jahr zur Verfügung. Nida-Rümelin hatte vorgeschlagen, einen Teil der Mittel von der Projekt- auf eine sogenannte Referenzförderung umzustellen. Statt zahlreicher Gremien wäre der Erfolg vorausgegangener Produktionen im Kino oder bei Festivals das Förderkriterium.

 

De Bruyn und Siedler erhalten Nationalpreis

HAMBURG. Der Schriftsteller Günter de Bruyn (75) und der Publizist Wolf Jobst Siedler (75) erhalten den Nationalpreis der Deutschen Nationalstiftung 2002. Wie die Stiftung mitteilte, werden die beiden Berliner Autoren für ihre Leistung „um das Zusammenwachsen Deutschlands und für ihr Nachdenken über Berlin“ geehrt. Der Preis wird am 24. Mai im Französischen Dom in Berlin verliehen. Er ist insgesamt mit 100.000 Euro (195.583 Mark) dotiert. Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt, der Vorstand der Nationalstiftung, sagte, beide Autoren seien wache Zeitzeugen und Chronisten der deutschen Diktaturen und der deutschen Teilung. Die Deutsche Nationalstiftung wurde 1993 mit Sitz in Weimar ins Leben gerufen. Zu den Gründungsmitgliedern gehören neben Schmidt der Bankier Hermann Josef Abs, der Hamburger Verleger Gerd Bucerius sowie der Unternehmer Michael Otto. Bisherige Preisträger waren die Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche Dresden (1997), der Liedermacher Wolf Biermann (1998), der Kunstsammler und Mäzen Heinz Berggruen (1999), die Erstunterzeichner der Gründungserklärung des Neuen Forums (2000) sowie in diesem Jahr die Politiker Tadeuz Mazowiecki und Joseph Rovan.


 
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