© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    51/01 14. Dezember 2001

 
Meldungen

Rechte Jugendbewegung gesellschaftlich akzeptiert

NEUWIED. Die sonst so dröge sozialwissenschaftliche Zeitschrift neue praxis eröffnet ihr jüngstes Heft (4/01) mit der Frage: Droht eine rechte Jugendbewegung in der Bundesrepublik? Der am Marburger Institut für Erziehungswissenschaft tätige Benno Hafeneger antwortet aufgrund empirischer Erhebungen mit einem vorsichtigen Ja. Je nach „Forschungsanlage“ ergäben Studien zur Orientierung der jungen Generation, daß bis zu 50 Prozent der Jugendlichen „autoritäre, ausländer- und fremdenfeindliche Einstellungen“ hätten. Besonders besorgniserregend sei der Umstand, daß sich „Ansätze zu einer lokalen und regionalen rechten Jugendbewegung“ gebildet hätten, die sich „in der Gesellschaft“ aufgehoben fühlen könnten.

 

Postmoderne Worthülsen tarnen Klassenstrukturen

GÖTTINGEN.Wenn jemand dafür sorgt, daß wir nicht vergessen, daß wir in einer Klassengesellschaft leben, dann ist es Hans-Ulrich Wehler, der Bielefelder Altmeister westdeutscher Sozialgeschichtsschreibung. Gegen die postmodernen Soziologen vom Schlage Ulrich Becks, der die Strukturen der „Sozialen Ungleichheit“ hinter „glitzernden Wortkaskaden wegdifferenziere und wegpluralisiere, hält sich Wehler in seiner Bilanz zur Geschichte der deutschen „Bürgergesellschaft“ nach 1945 an Fakten (Geschichte und Gesellschaft, 4/01). Seit dem Beginn der Regierung Kohl habe es eine drastische, aber heimliche Verschiebung der Einkommen und Vermögen nach oben gegeben, wenn auch nicht so kraß wie unter Reagan und Thatcher. „Unten“ habe sich die Armutskluft erweitert. Selbst die Bildungschancen hätten sich für die Unterschichten seit 1975 nicht wesentlich verbessert: Immer noch besuchen nur sieben Prozent der Kinder von Arbeitern eine höhere Schule; auf eine Hochschule gingen hingegen nur zwei Prozent.

 

Militärisches Potential der Biotechnologie

HEIDELBERG. Die Anschläge mit Anthrax-Erregern haben ein lange vernachlässigtes Problem öffentlich gemacht: die Kontrolle biologischer Waffen. Kathryn Nixdorf, Professorin am Institut für Mikrobiologie und Genetik der TU Darmstadt, vermittelt einen gruseligen Einblick in die Zukunft, für den Fall, daß diese Kontrolle nicht gelingen sollte (Spektrum der Wissenschaft, 12/01). Die Biowaffen-Konvention von 1975 ist jedenfalls so lange Makulatur, wie sie eine Beschäftigung mit biologischen Agenzien für Zwecke der Vorbeugung und des Schutzes erlaubt und keine Verifikationsmaßnahmen vorsieht. Hingegen erhöhe sich das militärische Potential der Biotechnologie nahezu wöchentlich.


 
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