© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    52/01 01/02 21. Dezember / 28. Dezember 2001

 
Fortsetzung folgt
von Michael Wiesberg

Die englische Zeitung The Daily Telegraph brachte die Dinge auf den Punkt, als diese mit Blick auf das in einem Privathaus in Dschalalabad gefundene Video, das die Schuld Osama bin Ladens an den Terroranschlägen am 11. September beweisen soll, feststellte, daß die laufende Kampagne gegen Afghanistan nur die „erste Phase eines größeren Krieges“ gegen den Terrorismus sei. Der Irak, Iran, Nordkorea, Somalia, Sudan, Syrien und der Jemen seien weitere mögliche amerikanische Ziele wegen ihrer Unterstützung des Terrorismus. Vor diesem Hintergrund sei es nützlich, „im westlichen Arsenal einen wasserdichten Beweis für die Schuld Bin Ladens zu haben“.

Dieser Beweis ist freilich alles andere als wasserdicht. Es ist erstaunlich, wie punktgenau die Amerikaner der staunenden Öffentlichkeit immer wieder „Beweise“ präsentieren. Die Attentäter vom 11. September sollen zum Beispiel ein Auto hinterlassen haben, das mit „Beweisen“ vollgestopft gewesen sein soll. Keine unabhängige Instanz hat bisher die Authentizität der dort gefundenen Beweisgegenstände überprüft. Genauso verhält es sich mit dem jetzt veröffentlichten Video.

Abgesehen davon scheint es wenig wahrscheinlich, daß Bin Laden, der bisher bemüht war, keine Indizien zu hinterlassen, die auf ihn als Drahtzieher terroristischer Akte verweisen könnten, unvorsichtig geworden ist. Ist es vorstellbar, daß Bin Laden stundenlang vor laufender Kamera mit Gleichgesinnten über alle Details der Anschläge palavert? Das zu glauben fällt mehr als schwer.


 
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