© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    02/02 04. Januar 2002

 
Zeitschriftenkritik: Damals
Anschauliches Geschichtsmagazin
Werner Olles

Im 34. Jahrgang erscheint monatlich „Damals - Das Magazin für Geschichte und Kultur“. Nunmehr vereinigt mit dem Magazin Geschichte, beschäftigt sich die jüngste Ausgabe als Titelthema mit der „Elisabethanischen Zeit“. Elisabeth I., die Königin von England, bescherte ihrem Land eine lange Friedensperiode und Wohlstand. Dies begünstigte eine kulturelle Blüte - an der Spitze, unerreicht: William Shakespeare. Mit ihrer Regierungszeit verbindet sich das Scheitern der spanischen Armada ebenso wie die Entdeckungen Francis Drakes, die Wiederherstellung der Kirche von England und der Sieg über Maria Stuart. Trotz ihrer ambivalenten Beziehung zu ihrem Stiefvater, halten ihre politischen Leistungen einem kritischen Blick durchaus stand, was man ja nicht von allen Regenten behaupten kann.

Im Wissenschaftlichen Beirat der Zeitschrift Damals sitzen Professor Eberhard Jäckel und Professor Christian Meier. Das bietet einerseits Gewähr dafür, daß die hier behandelten Themen - vor allem jene der jüngeren Zeitgeschichte - von nicht allzu großer Brisanz sind, andererseits dem Leser jedoch ein anspruchsvolles Geschichtsmagazin geboten wird, das Fakten und Hintergründe, Ereignisse und Schicksale spannend, ausführlich und detailliert darlegt. So erfährt man über Napoleon III., der von seinen Untertanen als „Le Petit“, der Kleine, verspottet wurde, daß er nach dem Scheitern seiner ersten beiden Putschversuche nach seinem Staatsstreich 1851 zwar als Diktator herrschte, bei einer großen Mehrheit der Franzosen aber durchaus eine erhebliche Popularität genoß.

Seit die Bundesregierung 1997 in dem unweit von Hamburg gelegenen Friedrichsruh die „Otto von Bismarck-Stiftung“ ins Leben gerufen hat, wird hier am Alterssitz des Reichskanzlers seit kurzem auch die Dauerausstellung „Otto von Bismarck und seine Zeit“ gezeigt. Als „Schmied des Reiches“ wurde Bismarck eine fast grenzenlose Verehrung zuteil, und der sozialliberale Historiker Gustav Mayer (1871-1948) notierte in seinen Erinnerungen: „In Bismarck erblickte ich nicht nur die bedeutendste Persönlichkeit im Deutschland meiner Tage, sondern er verkörperte mir auch die einflußreichste Opposition gegen einen Kaiser, den ich damals schon als Gefahr für die Zukunft meines Landes sah...“ Die Damals-Autorin Andrea Hopp sieht ihn hingegen als „politische Schlüsselfigur“, die „die Entwicklungen des 19. Jahrhunderts entscheidend beeinflußt hat“. Bismarck sei mit der Industrialisierung, dem Aufstieg des Bürgertums, dem Eintritt der Massen in die Politik, den sich verschärfenden Spannungen und nicht zuletzt den Gründungen der Nationalstaaten in Europa konfrontiert gewesen. Die Aura eines solchen authentisch wirkenden Erinnerungsortes wie Friedrichsruh solle auch zum Nachdenken über die nationalen Symbole, Mythen und Denkmäler der deutschen Vergangenheit, über Nationalstaat, Nation und Nationalismus anregen. Werner Olles

Leserservice: Verlegerdienst München. Postfach 1280, 82197 Gilching. Der Einzelpreis beträgt 11,50 Mark, das Jahresabo kostet 118,80 Mark.


 
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