© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    02/02 04. Januar 2002

 
Meldungen

Appell für Wiederaufbau der Paulinerkirche

LEIPZIG. 27 Nobelpreisträger aus Deutschland, Amerika und der Schweiz haben den Wiederaufbau der Leipziger Paulinerkirche gefordert. Initiator des Appells ist der Medizin-Nobelpreisträger Günter Blobel . „Die Paulinerkirche nicht wieder aufzubauen, wäre ein folgenschweres Versäumnis“, heißt es in dem Papier. Dies würde nicht nur die 600-Jahr-Feier der Universität Leipzig im Jahre 2009, sondern darüber hinaus „den Ruf und damit die Zukunft der Universität Leipzig außergewöhnlich stark kompromittieren“. Der Rektor der Leipziger Uni, Bigl, zeigte sich „überrascht und verärgert“ über den Vorstoß der Nobelpreisträger. Das Grundstück der früheren Kirche solle neu gestaltet werden, ein Wiederaufbau des Gotteshauses sei jedoch nicht vorgesehen, wird Bigl zitiert. Die erste Runde des Architekturwettbewerbs für das Gelände sei abgeschlossen. Auf dem historischen Gelände soll eine neue Aula errichtet werden. Zur Erinnerung an die zerstörte Kirche sollen Bruchstücke und vor der Sprengung geborgene Kunstschätze in den Neubau integriert werden. Die Universitätskirche aus dem 16. Jahrhundert hatte den Bombenhagel des Zweiten Weltkrieges unversehrt überstanden, war aber am 30. Mai 1968 vom SED-Regime gesprengt worden.

 

Das Kreuz bleibt jetzt doch im Kanzleramt

BERLIN. Ein Holzkreuz aus der Rhön, das zwei evangelische Kirchenvertreter aus Bayern Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) geschenkt haben, darf nun doch im Bundeskanzleramt bleiben. Mitte November hatte das Amt zunächst mitgeteilt, man habe keine Verwendung für das 30 mal 15 Zentimeter große Zeichen des christlichen Glaubens. Die weltanschauliche Neutralität des Staates lasse es nicht zu, religiöse Symbole in öffentlichen Räumen aufzuhängen. Man wolle daher positiv auf die Bitte der evangelischen Martinskirchengemeinde im württembergischen Kirchheim/Teck reagieren und ihr das Geschenk überlassen (JF 49/01). Das Presseecho, das „das verschmähte Kreuz“ auslöste, veranlaßte das Kanzleramt allerdings zum Umdenken. Das Kreuz hänge jetzt im Dienstzimmer eines Mitarbeiters, teilte der Chef des Bundeskanzleramtes, Frank-Walter Steinmeier, mit.

 

Dialog ist Holocaust mit anderen Mitteln

KÖLN. In einem Interview mit dem Rheinischen Merkur sagte der Sprecher der Rabbinerkonferenz in Deutschland, Joel Berger, daß die Ursache des palästinensisch-israelischen Konflikts bei den Christen liege, weil diese das Gebiet kolonialisiert haben. Die Kirche müsse endlich ihren „Alleinvertretungsanspruch“ aufgeben. Im übrigen gebe es keinen wirklichen jüdisch-christlichen Dialog, da bei den Christen immer eine Tendenz zur Missionierung vorhanden sei. Dies trage zur Auslöschung des Judentums in Deutschland und aller Welt bei und sei daher die „Fortsetzung des Holocausts mit anderen Mitteln“. Juden und Christen hätten sich wenig zu sagen, so Berger, „weil die Kirche den Juden Jesus zum Christus gemacht hat“.


 
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