© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    03/02 11. Januar 2002


Die Zukunft der JF
Diese Zeitung muß leben!
Dieter Stein

Zum Jahresende überstürzten sich die Meldungen über Fusionen in der Verlagsbranche. Zeitungen und Magazine reduzieren den Seitenumfang, Verlage stellen Internet-Projekte ein, Arbeitsplätze werden in großem Umfang abgebaut. Bis Ende 2003, so meldete beispielsweise die Wirtschaftswoche, will der Springer-Verlag zehn Prozent seiner Stellen abbauen - 1400 Mitarbeiter. In einer handstreichartigen Aktion wurde der Chefredakteur der traditionsreichen Berliner Morgenpost gefeuert, die Redaktionen der profitablen Morgenpost und der defizitären Welt zu einem journalistischen Gemischtwarenladen zusammengewürfelt.

Als Ursache für die Krise nennen die Zeitungsverlage den Einbruch im Anzeigengeschäft, der durch Börsenflaute und Rückgang des Wirtschaftswachstums in der Folge des 11. Septembers 2001 ausgelöst wurde.

Eine Zeitung wie die JUNGE FREIHEIT, ein politisch unliebsames Projekt, das permanent unter wirtschaftlicher Diskriminierung leidet, indem ihr Anzeigengeschäft bereits seit Jahren blockiert wird, sitzt in einem solchen Moment wie im Auge des Taifuns.

Nun hatte die JUNGE FREIHEIT zum 1. Januar 2002 eine Erweiterung des Seitenumfangs um vier Zeitungsseiten in Aussicht gestellt. Die Umfangserweiterung bildete einen Baustein im Rahmen eines Investitionsplanes „Offensive 2001/2002“, der im Frühjahr 2001 durch Kommanditisten des Verlages angeregt worden ist. Bis zum Jahresende hatten wir aber nicht die nötige Summe zusammen, um eine Verwirklichung des gesamten Planes zu riskieren. Die Umfangerweiterung wurde deshalb erst einmal bis zum 1. April 2002 vertagt. Vorrang hatte die Anschaffung einer neuen Verlagssoftware und die Maßnahmen im Zuge der von uns nicht gewünschten und publizistisch bekämpften Euro-Umstellung.

Die Wochenzeitung JUNGE FREIHEIT hat vielleicht gerade das besondere Glück, durch ihre eigenwillige politisch-publizistische Standortbestimmung quer zum Zeitgeist, nicht in die Tentakel der von verlagsfremden Interessen dominierten Medien-Großkonzerne geraten zu sein. Hat man die JF bis jetzt politisch nicht erledigen können, so könnte man sie in einem der seelenlosen Aktiengesellschaften wirtschaftlich erledigen, wie es unter Chefredakteur Matthias Döpfner (heute Springer-Vorstand) 1995 mit der Berliner Wochenpost geschah. Wir sind deshalb auf unsere Unabhängigkeit besonders stolz und kennen ihren Wert.

Wir haben uns in Verlag und Redaktion für das Jahr 2002 das Ziel gesetzt, die Zeitung noch besser zu machen. Wir wollen dabei ganz eng mit Ihnen, unseren Lesern, zusammenarbeiten. Wir wollen die deutsche Wochenzeitung mit der stärksten Leser-Blatt-Bindung bleiben. Ohne Sie läuft nichts bei uns.

Eine große Werbekampagne, für die wir noch die Auswertung der Leserumfrage abwarten, soll die Zeitung erheblich bekannter machen. Wir stellen eine qualitätvolle Zeitung her, die jedoch besser verkauft werden muß. Wir werden Sie in den nächsten Ausgaben über unsere Pläne auf dem laufenden halten.


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