© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    03/02 11. Januar 2002

 
WIRTSCHAFT
Ökosteuer schafft Arbeitsplatzeinbildung
Bernd-Thomas Ramb

Das Umweltbundesamt (UBA) gibt bekannt: Dank der Öko-steuererhöhung finden in diesem Jahr 60.000 Arbeitslose einen Arbeitsplatz. Für alle, die es schon vergessen oder dank gleichzeitiger Euroeinführung noch nicht wahrgenommen haben: Der Benzinpreis ist am 1. Januar um sechs Pfennige, pardon, drei Cent gestiegen. Gleichzeitig (mit der Beschäftigungswelle oder wegen? oder trotz?) nimmt nach Ansicht des UBA der CO2-Ausstoß im Jahr 2002 um sieben Millionen Tonnen ab. In Zukunft soll es sogar noch besser werden. Nach der nächsten Steuererhöhung im Januar 2003 wird die Schadstoffemission bis zum Jahre 2006 um satte neun Millionen Tonnen jährlich reduziert, während die Zahl der so geschaffenen Stellen auf 90.000 anwächst.

Nun hat sich das UBA dieses Szenario nicht auf Anweisung des Bundesumweltministers aus den Fingern gesogen. Nein, ganz wissenschaftlich wurde es nach dem ökonometrischen Input-Output-Modell panta rhei unter der Federführung von Professor Joachim Frohn (Uni Bielefeld) sowie Professor Bernd Meyer (Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung) und Bernhard Hillebrand (Rheinisch Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung) berechnet, natürlich im Auftrag des UBA. Panta rhei kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet „Alles fließt“. Vielleicht, weil das Modell selbst wachsweich ist und sich beliebig modellieren läßt. Sollte sich aber der Unsinn erhärten, wird sicher bald der Vorschlag des Bundesumweltministers kommen, die Mineralölsteuer so lange zu erhöhen, bis der letzte Arbeitslose beschäftigt ist. Erst dann ist die ökonometrische Modell(ein)bildung voll erschöpft. Die Bildung von realen Arbeitsplätzen läßt sich scheinbar durch die Arbeitsplatzeinbildung ersetzen.


 
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