© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    03/02 11. Januar 2002

 
Blick in die Medien
Glühweinabsatz
Ronald Gläser

Weihnachten und Neujahr versprachen Ruhe an der Informationsfront. Belangloses dominierte die Nachrichten. Der Abflugtermin einer Bundeswehrtruppe nach Kabul mutierte zur wichtigsten Meldung. Gestern waren sie noch potentielle Mörder. Heute scheint ihr erster Einsatz herbeigesehnt zu werden. Andere Berichte offenbaren den Absatz von Glühwein auf einem Berliner Weihnachtsmarkt (65.000 Liter). Wirkungsvoll ließen sich in diesem Umfeld inszenierte Euro-Jubelpartys zelebrieren. Die besinnliche Atmosphäre des Weihnachtsfests griffen nur wenige auf. Das öffentlich-rechtliche Inforadio sendete ein Feature über das Kirchenasyl für Asylbewerber, die sich der Abschiebung entziehen. Der Beitrag endete mit dem, was der Produzent der Sendung als „Utopie“ bezeichnete. Er entwarf ein Horrorszenario der zukünftigen Funktion christlicher Kirchen. Diese sollten sich allen Religionen öffnen - Koranunterricht und Buddha-Statue inklusive. Hirngespinste dieser Art lagen im Trend - trotz Advent. Gerichte verbannen Kreuze aus Klassenzimmern und erzwingen islamischen Religionsunterricht. Doch der Privatsender Hundert,6 rettete unser Fest. Die intellektuelle Armut und oberflächliche Analyse vorübergehend ad acta legend. So trommelte er beispielsweise für eine Aktion, die evangelische Christen initiiert hatten. Sie hatten den Einzelhandel dazu gebracht, Advents-Ambiente von Lebkuchen bis Weihnachtsmusik nicht schon im Oktober einzurichten.


 
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