© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    04/02 18. Januar 2002

 
Wiederauferstehung
Die vorübergehend eingestellte Kulturzeitschrift „Gegengift“ soll ab Februar in veränderter Form neu erscheinen
Thorsten Thaler

Manche Nachricht trifft einen so unvorbereitet, daß man buchstäblich wie vor den Kopf gestoßen und erst einmal sprachlos ist. So muß es in der vergangenen Woche den Abonnenten und Autoren der bislang zweiwöchentlich erscheinenden Kulturzeitschrift Gegengift ergangen sein, als sie von der Einstellung des Blattes vollkommen überrascht wurden. In knappster Form teilte ihnen der Herausgeber und Chefredakteur Michael Ludwig (53) mit, die Zeitschrift müsse ihr Erscheinen leider „aus wirtschaftlichen Gründen“ einstellen.

Gegengift, 1988 von dem gelernten Journalisten und Mitverleger des Pfaffenhofener Kuriers, Michael Ludwig, gegründet, gehörte zu den Perlen unter den kleineren Kulturzeitschriften hierzulande. Anfangs stark literarisch geprägt, entwickelte sich das Heft im DIN A 5-Format in den letzten Jahren immer mehr zu einem Forum für kultur- und gesellschaftspolitische Debatten auf hohem Niveau. Dafür sorgte neben der Themenauswahl vor allem die Bandbreite der Autoren, die von Richard Christ, einem ehemaligen Mitarbeiter der 1993 eingestellten linken Zeitschrift Weltbühne, bis hin zu Rechtsintellektuellen wie Ulrich Schacht, Karlheinz Weißmann und Heimo Schwilk reichte.

Doch so schmerzlich der Verlust scheint, noch ist nicht aller Tage Abend. Anlaß zu Hoffnung hat Ludwig selbst mit seinem Hinweis gegeben, möglicherweise werde Gegengift „in veränderter Form neu erscheinen“. Wie zu hören ist, soll das bereits ab Mitte Februar der Fall sein, und zwar im Taschenbuchformat. An dem inhaltlichen Konzept Ludwigs („Wir wollen die Beschleunigung von Kultur und Moden nicht mitmachen“) werde sich im wesentlichen nichts ändern. So weit, so gut also. Ein Wermutstropfen aber bleibt: Gegengift soll nur noch viermal im Jahr erscheinen.


 
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