© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    04/02 18. Januar 2002

 
Zeitschriftenkritik: G / Geschichte
Menschen, Ereignisse, Epochen
Werner Olles

Die im 22. Jahrgang monatlich erscheinende Zeitschrift G/Geschichte beschäftigt sich auf jeweils 67 Seiten mit - so lautet auch der Untertitel - „Menschen, Ereignissen, Epochen“. In einer ansprechenden Aufmachung präsentiert jede Ausgabe neben einem aktuellen Teil und einem Porträt des Monats ein Schwerpunktthema. Dabei reicht die Auswahl der Hauptthemen vom „Geist des Barock“ und „Spanien im 16. Jahrhundert“ über „Die Welt Mohammeds“ und „Frauen in Afrika zwischen Tradition und Moderne“ bis zu „Florence und die Medici“ und „Afghanistan - Kriege und Kulturen am Hindukusch“.

Die letzten Ausgaben des Magazins thematisierten unter anderem „Vietnam - 30 Jahre Dschungelkrieg“, „Tod am Tajo - Spanien zwischen Volksfront und Falange“, „Rom contra Karthago“, „Die Skythen“ und „Hexenjagd und Hexenwahn“. Der vietnamesische Dschungelkrieg, in dem sich die militärischen Fronten ebenso verwischten wie die moralischen, habe das „Selbstverständnis der Amerikaner bis ins Mark getroffen“. Dabei wäre der Weg für ein sowohl von Moskau als auch von Peking unabhängiges Vietnam bereits 1954, als die französische Kolonialarmee ihr „vietnamesisches Waterloo“ erlebte, frei gewesen. Aber die Amerikaner sahen - beeinflußt vom Blockdenken - in Ho Tschi Minh lediglich einen Vasall der Sowjetunion bzw. Chinas. Dies war eine gigantische Fehleinschätzung, die schließlich als Folge des in den 1960er Jahren eskalierenden Krieges über eine Million Vietnamesen und über fünfzigtausend Amerikaner das Leben kostete und ein verwüstetes Land hinterließ.

Porträtiert wird im gleichen Heft die in die Geschichte eingegangene legendäre Spionin Mata Hari. Als gefeierte Tänzerin mit geheimnisvoller Biographie wurde die 1876 als Margaretha Geertruide Zelle in Leeuwarden geborene Agentin letztlich das Opfer ihrer eigenen Legende und unter der Anklage der Doppelspionage 1917 in Frankreich hingerichtet. Ein weiteres Porträt ist Kaiser Domitian, dem „zweiten Nero“ gewidmet, der als Titus Flavius Domitianus in Rom zwischen 51 und 96 in der Nachfolge Caligulas, Neros und Titus’ regierte und schließlich von einer Verschwörergruppe aus dem engsten Vertrautenkreis ermordet wurde.

Als kursbestimmendes Schlüsselereignis der Geschichte gilt bis heute zweifellos jene Revolution, die 1789 in Paris ausbrach und dann nicht nur in äußerst blutigen und grausamen Exzessen die Monarchie nebst Ständeordnung hinwegfegte, sondern vermutlich auch den Lauf der übrigen Welt entscheidend veränderte. „Die Französische Revolution“ ist dann auch das Titelthema der jüngsten Ausgabe. Daneben liest man im aktuellen Teil einen Beitrag über die „Reichsparteitage der NSDAP“, die als große Selbstdarstellungen des NS-Regimes seit 1934 auf einem extra dafür aus dem Boden gestampften Gelände in Nürnberg inszeniert wurden. Neue Maßstäbe für den Umgang mit der NS-Zeit erhofft sich das Magazin von dem kürzlich eröffneten Dokumentationszentrum in der ehemaligen Nürnberger Kongreßhalle.

Anschrift: Postfach 90 02 01, 90493 Nürnberg. Der Einzelpreis beträgt 4 Euro.


 
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