© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    05/02 25. Januar 2002

 
Wahlkampf auf engleutsch
von Thomas Paulwitz

Für Edmund Stoiber ist die Sprache eine der höchsten Kulturleistungen“, verkündet das Bayerische Kultusministerium. Trotz dieses Zeugnisses will ein Stoiber-Team von einem Headquarter aus in die Wahlschlacht. Und aus dem War-Room der SPD-Kampa sollen „Infos kommuniziert“ werden. Da leistet die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung den Kombattanten Schützenhilfe in der A(nglizismen)-Frage: Die Erweiterung des Wortschatzes durch „internationales Vokabular“ bedeute einen „Brückenschlag zur Weltsprache“. Wer meint, auf derartige Möchtegern-Weltläufigkeit könne man getrost verzichten, wird belehrt: Das sei eben eine unvermeidbare Folge der Internationalisierung. Man dürfe nicht Symptome behandeln, man solle lieber die Verdrängung des Deutschen aus der Wissenschaft stoppen.

Dabei übersieht die Akademie, daß auch das nur Symptombehandlung wäre. Man muß jedoch einerseits mit Maßnahmen gegen Sprachverlust die Symptome abschwächen; andererseits muß das Sprachbewußtsein steigen. Sprachvernebelung durch Medien ist zu beseitigen. Dabei wird sicher nicht Liberty Media helfen, die uns mit einer Vielzahl neuer Fernsehsender beglücken will. Der amerikanische Unternehmen hat indes nicht nur Schröder Arbeitsplätze versprochen, sondern auch Stoiber überzeugt: In München will der Konzern sein Headquarter errichten.

 

Thomas Paulwitz ist Schriftleiter der „Deutschen Sprachwelt“ und Mitherausgeber des Volks-Wörterbuches „Engleutsch? Nein danke!“


 
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