© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    05/02 25. Januar 2002

 
UMWELT
Agrarwende und Krisenmanagement
Volker Kempf

Shrimps zählen bei uns zur edlen Kost, sozusagen zu den Perlen auf dem Speiseplan. Diese „Perlen“ werden bei uns aber auch vor die Säue geworfen. Ein Skandal ist das nicht, wohl aber, daß diese „Perlen“, genauer gesagt 17,5 Tonnen davon, antibiotikaverseucht auf den Markt gekommen sind.

Da schaut die Verbraucherschutzministerin dumm aus der Wäsche. Vor allem wirft die Opposition ihr vor, entsprechende Informationen zwei Wochen verschleppt zu haben. Und da hört bei vielen der Spaß auf, namentlich bei der Union, die postwendend den Rücktritt der Ministerin fordert. Doch Renate Künast weist Rücktrittsforderungen zurück: Die von ihr in Angriff genommene Agrarwende sei nötiger denn je, wie der Antibiotikaskandal zeige. Zweitens seien gegen zwei zuständige Ministerialbeamte Disziplinarverfahren eingeleitet worden. Rückendeckung erhält die grüne Ministerin vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): „Rücktrittsforderungen halten wir für absurd. Schließlich war sie es, die den Verbraucherschutz und die Agrarwende vorangetrieben hat“ - mit dem Ziel, daß nicht länger „Futtermittel Abfalleimer der Gesellschaft“ bleiben. Ein so lange gewachsenes Netzwerk wie das der Futtermittelindustrie sei auch nicht von heute auf morgen umzukrempeln, weiß sich Künast zu verteidigen.

Letztlich wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Künast wurde daher auch am Wochenende von ihrer Partei auf die Nummer eins der Berliner Landesliste für die Bundestagswahl gesetzt, während der „linke“ Ströbele und die „bürgerliche“ Fischer durchfielen. Der Verbraucherschutz ist eins der letzten Themenfelder, auf dem die Grünen noch punkten. So leicht läßt man sich das nicht madig machen.


 
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