© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    07/02 08. Februar 2002


Europa spielt keine Rolle
von Alexander Griesbach

Die 38. Münchner Konferenz über Sicherheitspolitik machte eines deutlich: Es gibt substantielle Meinungsverschiedenheiten zwischen den USA und Europa. Die Anschläge des 11. September sind, so die Lesart der USA, ein hinreichendes Argument für Militärschläge gegen Staaten, die Terroristen unterstützen. In diesem Zusammenhang wird derzeit wieder der Irak genannt, den die Amerikaner gerne Erziehungsmaßnahmen in Form von Bombenteppichen unterwerfen möchten. Die Europäer hingegen verlangen von der Uno im Hinblick auf die geplante „Ausmerzung des Bösen“ mandatierte Einsätze. Für diesen formaljuristischen Eifer hat Washington nur ein müdes Lächeln übrig.

Die Europäer monierten weiter, daß der von den USA ausgerufene „Kreuzzug“ gegen den Terrorismus im wesentlichen ohne substanzielle Beteiligung der Nato abgewickelt werde. Auch dieser Vorwurf läßt die USA kalt: Sie können für diesen Krieg die Nato nicht gebrauchen. Es werde eine Hightech-Armee benötigt und diese hätten nur die USA zur Verfügung. Die Europäer müßten deshalb deutlich mehr in ihre Armeen investieren und diese technologisch aufrüsten. Damit ist angesichts der Haushaltslage vieler Mitgliedstaaten aber nicht zu rechnen. Deshalb wird der tributpflichtige „Vasallenstatus“ (Brzezinski) vieler europäischer Nato-Mitglieder in Zukunft weiter zunehmen. Die USA bomben und der Rest der Nato beseitigt bei seinen Peacekeeping-Einsätzen kostenpflichtig („Geberkonferenzen“) die Trümmer, die die USA bei ihrem Kampf für die „zivilisierte Welt“ hinterlassen.


 
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