© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    07/02 08. Februar 2002

 
Blick in die Medien
Filmreif
Ronald Gläser

Ein spielfilmreifer Machtkampf spielt sich zwischen der Kirchgruppe und dem Springer-Verlag ab. Die beiden Mediendinosaurier sind eng miteinander verzahnt. Springer hält einen Elf-Prozentanteil an der Prosieben-Sat1-Gruppe. Kirch verfügt über stolze vierzig Prozent der Aktien des Zeitungsverlags. Kirch haftet das Image des skrupellosen Geschäftemachers an. Diesem Bild entspricht die Art, wie er sich heimlich über Strohmänner seinen Springer-Aktienanteil gesichert hat. In letzter Zeit ist Leo Kirch allerdings in Bedrängnis geraten. Fünf Milliarden Euro betragen die Verbindlichkeiten des Münchners. Die Banken sitzen dem Filmverleiher im Nacken. Kirch will seinen Engpaß durch den Börsengang der Firma überbrücken. Die Schwäche des einen ist die Stärke des anderen. Dieser ist Springer-Vorstandschef Matthias Döpfner. Auch Döpfner hat ein Image, das er wohl nie wird ablegen können: Er ist der Ziehsohn Friede Springers und ihr Vollstrecker. Döpfner teilte dem ungeliebten Anteilseigner Kirch kurzfristig mit, er wolle seine Prosieben-Aktien verkaufen. Er verfügt über eine Verkaufsoption, die Kirch zur Zahlung von 750 Millionen Euro verpflichtet. Die müssen im April auf dem Tisch liegen - Kirchs Börsengang ist aber im Juni. Die Luft wird dünn für Kirch. Die erste Rückzugsposition könnte im Gerichtssaal verlaufen. Wenn aber alle Stricke reißen, dann muß sich Kirch von seinen Springeraktien trennen. Das ist Döpfners Kalkül. Für beide ist es ein Kampf aufs Messer. Die besten Drehbücher schreibt eben das wirkliche Leben.


 
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