© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    08/02 15. Februar 2002

 
UMWELT
Von wegen Öko-Wende
Volker Kempf

Ökologie ist heute mehr eine Stimmung als eine Leitwis-senschaft. Selbst Konrad Lorenz schrieb 1973 im Vorwort zu seinem Buch Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit stimmungsvoll, daß seine wenig erbaulichen Diagnosen u. a. von der „Zerstörung des Lebensraumes“ widerlegt werden würden, weil das Thema Ökologie bis in die oberen Etagen der Politik eingeschlagen sei. Klaus Bosselmann unterdessen wähnte sich 1992 auf dem Weg zum ökologischen Rechtsstaat und schrieb das Buch Im Namen der Natur. Diese Publikation wurde seinerzeit als Grundlagenwerk zur Rio-Konferenz angepriesen, heute wird es ver­ramscht.

Und wen wundert es da noch, daß es das Umweltbundesamt in seinem neuen Bericht Zur nachhaltigen Entwicklung in Deutschland nun der rot-grünen Bundesregierung im allgemeinen und dem Trittin-Ministerium im besonderen schriftlich gibt: Die Öko-Wende ist ausgeblieben. Es sterben weiter Pflanzen- und Tierarten aus, der Treibhauseffekt - Minister Trittins Lieblingsthema - setzt sich fort, in Ballungsräumen besteht nach wie vor ein erhöhtes Krebsrisiko. Stickstoff steckt zudem in den Böden und Gewässern mehr als sie nachhaltig vertragen. Zwar würden für Güter- und Dienstleistungen weniger Ressourcen verbraucht, dennoch gebe es häufig keinen Spareffekt, weil immer mehr Güter und Dienstleistungen produziert würden. Wirtschaftswachstum frißt also Effizienzverbesserungen wieder auf. Und wenn die Grünen ihre Zuwanderungsforderungen durchsetzen könnten, wäre das noch mehr der Fall. Doch das erkläre einem „Grünen“ wer will.

Man rätselt dort sogar, warum Deutschland aufgrund einer hohen Bevölkerungsdichte mit seiner Ökobilanz nur auf Platz 54 in der Weltrangliste steht.


 
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