© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    08/02 15. Februar 2002

 
Leserbriefe

Zu: „Die gute Absicht allein reicht nicht“ von Thorsten Thaler, JF 7/02

Gustloff war Lazarettschiff

Ausgerechnet dem „linken“ Schriftsteller Günter Grass ist es vorbehalten, daß er in seiner Novelle „Im Krebsgang“ an die Tragödie der Torpedierung des Flüchtlingsschiffs „Wilhelm Gustloff“ erinnert, bei dem über 9.300 Menschen, größtenteils Frauen und Kinder, ums Leben kamen. Es wurde in den letzten Jahrzehnten leider von den Politikern und insbesondere den Medien verdrängt, daß auch die deutsche Bevölkerung unter dem - hoffentlich letzten - Weltkrieg außerordentlich leiden mußte. Ein wichtiger Aspekt wurde in dem Artikel nicht erwähnt, das Kreuzfahrtschiff war als Lazarettschiff mit großen roten Kreuzen gekennzeichnet und hätte von dem sowjetischen U-Boot nach internationalem Recht überhaupt nicht angegriffen werden dürfen!

Udo Pahlow, per E-Post

 

Ruhm- und Geldsucht als Motiv

Danke für die Grass-Rezension. Ihr habt mich davor bewahrt, 18 Euro für ein Buch auszugeben, das es nicht wert ist. Nach all den überschwenglichen Kommentaren in den etablierten Blättern öffnete mir erst Ihre kritische Besprechung die Augen: Grass geht es nicht wirklich um ein ehrendes Gedenken an die deutschen Flüchtlinge und Heimatvertriebenen, sondern - durch die sehr konstruierte Rahmenhandlung - um die Bedienung antifaschistischer Klischees gegen Rechts. Erst hat die politische Linke selbst die Vertreibung zum Tabuthema erklärt und alle Schilderungen darüber mit Nichtachtung gestraft. Jetzt rührt Grass mutig und scheinbar als Erster an dem Thema, und alle jubeln ihm zu. Wie bei Guido Knopp dürften Ruhm- und Geldsucht die Hauptmotive sein und nicht der Wunsch, der geschichtlichen Wahrheit zum Durchbruch zu verhelfen. Grass und Knopp betonen ständig, die Vertreibung gehe einzig auf deutsche Schuld zurück. Die durch eine „Schule des Hasses“ gegen alles Deutsche aufgehetzte Rote Armee und die chauvinistischen Ziele der polnischen Regierung und Miliz verschweigen sie. Da kauft man sich besser die Fluchtdokumentation des Gustloff-Überlebenden Heinz Schön. Sie ist einfach ehrlicher und wirklichkeitsnäher.

Hinnerk Peters, Heide

 

 

Zu: „Anstand und Moral“ von Steffen Königer, JF 6/02

Eigenartige Zufälle

Während seine Soldaten palästinensische Siedler terrorisieren, wächst der Druck auf den israelischen Premier Ariel Sharon, in Belgien wegen der Massaker in Sabra und Shatila 1982 vor Gericht gestellt zu werden. Als damaliger Verteidigungsminister gab Sharon die Anordnung, libanesische Milizen nicht daran zu hindern, in den beiden Flüchtlingslagern zwischen 1.000 und 2.000 Menschen zu exekutieren.

Der Führer der christlichen Milizen, Elie Hobelka („Ich habe viele schlimme Dinge getan!“), hatte angekündigt, in einem möglichen Kriegsverbrecherprozeß gegen den israelischen Regierungschef auszusagen. „Zufällig“ wurde der „Schlächter von Shatila“ vorige Woche von einer Autobombe zerfetzt. Zwei Tage zuvor hatte sich Hobelka noch mit belgischen Richtern getroffen. Erste Ermittlungsergebnisse über die Herkunft des Bombenautos weisen in die Richtung des israelischen Geheimdienstes Mossad. „Rubbish“, (Blödsinn) meinte ein Sprecher von Ministerpräsident Sharon zu diesem Verdacht.

Stefan Birnstingl, A-Hitzendorf

 

 

Zur Meldung „Entschädigung für Berufsverbotsopfer“, JF 6/02

Schizophrenie

Die SED Nachfolgepartei beabsichtigt also Leuten, denen aufgrund des Radikalenerlasses berufliche Nachteile entstanden sind, Entschädigungen zu zahlen. Sie sehen aber nicht das eigens begangene Unrecht im sozialistischen Staat. Denn in der DDR war der Beruf nicht frei wählbar und man bekam die entsprechenden Berufe je nach Anpassung zugewiesen. Müßte dann nicht auch die PDS auf Zahlung verklagt werden oder sogar freiwillig zahlen, weil sie gesellschaftliche Minderheiten benachteiligt und unzureichend die Fähigkeiten berücksichtigt hat. Ja, dann mögen die PDSler einwenden, Staat und Partei seien zwei unterschiedliche Dinge. Diese Behauptung kann aber nicht aufrecht erhalten werden, da Parteibeschlüsse eben auch Staatsbeschlüsse waren. Auch müssen sie sich zur SED bekennen, da sie ein erhebliches Vermögen von der Staatspartei erhalten haben und nicht enteignet wurden, wie man es von einem Rechtsstaat erwarten könnte, da die SED sich das meiste Eigentum rechtswidrig, also durch Enteignung, angeeignet hat. Aber wir leben in einer Gesellschaft, wo Täter Forderungen stellen, die unbegründbar erscheinen und bei ihnen selbst Reflektion auslösen müßten Dies aber hinterfragt niemand mehr. Ist das das Ideal einer Gesellschaft?

Alexander Krah, per E-Post

 

 

Zu: „Pankraz, Otto Schily und die Macht der Simulation“, JF 6/01

Gut gelungen

Die Pankraz-Kolumne mit dem Vergleich der Methoden von Stasi und Verfassungsschutz ist sehr gelungen.

Allerdings irrt Pankraz, wenn er meint, anders als die Stasi hätte der Verfassungsschutz zur Einschüchterung keine „Beobachtungsautos“ eingesetzt. Als Betroffener kann ich bezeugen, daß zum Beispiel Vorstandsmitglieder der IGFM, der von der Stasi als „Feindorganisation“ empfundenen und entsprechend verleumdeten Menschenrechtsorganisation in Fankfurt/Main, von „Verfassungsschützern“ in Autos sogar bei Spaziergängen mit den Kindern in Wald und Felder verfolgt wurden.

Dr. Reinhard Gnauck,Wiesbaden

 

 

Zu: „Damals bei Schwichi-Schwaloche…“ von Moritz Schwarz, JF 6/02

Mutiger Bericht

Herzlichen Dank für diesen mutigen Bericht. 1960 war die Verfilmung des Stoffes ein Straßenfeger. Heute nun gelingt es einer kleinen Klicke charakterloser 68er Schreiberlinge, die Kinos leerzupredigen. Vielleicht war es aber gerade die Wahl des Titels, die manchen älteren Besucher abgehalten hat, nach dem Motto, „das kenn ich doch schon“, das gab es doch schon im Fernsehen. Besonders unappetitlich aber ist es, wenn ehemalige SED-Bezirksblätter sich an dieser Hetze beteiligen. Im Redaktionsarchiv lagern da sicherlich noch die Berichte über die erste Verfilmung in der BRD aus den sechziger Jahren.

Aber wenn es so weitergeht, ist der Tag nicht mehr fern, wo es so etwas gar nicht mehr gibt, und wir nur noch zwischen Reemtsma und Hollywood wählen können und dann vielleicht sogar beides bekommen. 

Klaus Gröbig, Berlin

 

 

Zu: „Schuld sind immer die anderen“ von Falko Gramse, JF 6/02

Gründe nahebringen

In der Vergangenheit hat auch die Annahme von Handlungsursachen, die außerhalb der Willens- und Steuerungsfähigkeit des Täters liegen, zu drastischsten Maßnahmen der Spezialprävention geführt. So dient die Kastration des Triebtäters sicher nicht der Abschreckung, denn wenn sie spezialpräventiv notwendig sein soll, impliziert diese Annahme, daß sie generalpräventiv gar nicht wirken kann. Und auch heute noch wenden Befürworter der Todesstrafe gegen den Vorwurf, diese habe keine abschreckende Wirkung, ein: „Society must be protected!“

Wir glauben heute, daß der Mensch im Regelfall fähig ist, seine Triebe zu kontrollieren und gewisse sittlich-moralische Standards zu wahren. Eine Frage, die Gramse behandelt, ist wie wir Risikopersonen - eventuell schon im Vorfeld einer Tat - darauf aufmerksam machen. Denn um jemanden bestrafen zu dürfen, muß man ihm vorwerfen können, vor konkreten Anforderungen versagt zu haben, denen er hätte genügen können. Diese Diskrepanz muß dem einzelnen Täter ernsthaft nahegebracht werden und nicht, daß er im Grunde Opfer seiner Gene, seiner Kindheit, des Schicksals, der Gesellschaft oder des lieben Gottes sei. 

Florian Wolfrum, per E-Post

 

 

Zu: „Wahlkampf auf engleutsch“ von Thomas Paulwitz, JF 5/02

Leichtfertiger Umgang

Gerade eine Partei mit leitkulturellem Anspruch sollte nicht leichtfertig mit Sprache umgehen, stellt diese doch zweifellos einen essentiellen Bestandteil der deutschen Kultur dar. Die Stammwähler werden eher befremdet (im wahrsten Sinn des Worts) auf diese Eskapaden reagieren. Die Union stellt ihre Glaubwürdigkeit in diesem Bereich leichtfertig aufs Spiel. Bleibt die Frage, was mit derart dümmlichem Pseudo-Internationalismus eigentlich erreicht werden soll. Neue Wählerschichten werden dadurch sicher nicht erschlossen. Auf die Einführung amerikanischer Verhältnisse auch im Wahlkampf können wir gerne verzichten. Und dennoch: Die eh’ schon macdonaldisierte Gesellschaft würde wohl auch das widerspruchslos hinnehmen.

Jan-Christoph Rößler, München

 

 

Zu: „Härtere Gangart“ von Carl Gustaf Ströhm, JF 5/02

Ertappter Schuljunge

Wer beobachtet, wie Stoiber bei Versuchen von interessierter Seite, ihn in die „rechte Ecke“ zu bugsieren, wie ein ertappter Schuljunge herumdruckst und auch sonst, sobald eine Frage „scharf“ wird, sofort zurückrudert, kann alle Hoffnung fahren lassen. Anstatt wie ein Mann zu antworten: „Wieso darf man in einem Land, in welchem Linksextremisten an Gedenkstätten kommunistischer Idole wie Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ungestört von Journalisten Kränze niederlegen, nicht auch ‚Rechts‘ sein?“

Aber Herr Stoiber ist kein Staatsmann, eben nur der kleine, deutsche Untertan: Nach unten treten, nach oben katzbuckeln. Analog den gegenwärtig verbal-politischen Kräfteverhältnissen - nach rechts treten, nach links katzbuckeln. Will Stoiber zum „Darling“ der Linken mutieren? Eine Süssmuth in der Union genügt. Jenen, die heute auf Stoiber große Hoffnung setzen, wird es ergehen wie all den einst so Hoffnungsfrohen, die an Kohls geistig-moralische Wende glaubten.

Karl Wagner, Dettelbach

 

Nicht nachgeben

Dieser ausgezeichnete Artikel, der die Lage des CSU-Kandidaten Stoiber sehr gut beleuchtet, zeigt leider auch, wie immer wieder - besonders von der CDU - zurückgerudert wird, wenn es hart auf hart kommt. Dies macht die Schwäche der Konservativen, die regelmäßig vor der linksgerichteten Öffentlichkeit einknicken, deutlich. Der Mut zum eigenen Profil fehlt, und so unterscheidet sich die CDU kaum noch von der SPD.

Edmund Stoiber, der für viele Hoffnungsträger ist, darf bei der Zuwanderung nicht nachgeben, sonst ist sein Ansehen bei denen, die ihn wählen würden, verspielt. Wann begreifen unsere Politiker endlich, daß Überfremdung und Geburtenarmut eine Gefahr für unser Volk sind. Der Industrie muß man den Vorwurf machen, daß sie nicht selber für ausreichend Nachwuchs gesorgt hat. Das wäre zwar teurer gewesen, als sich Fachleute aus dem Ausland zu holen, aber für die Gesamtwirtschaft ist die Ausbildung Deutscher gewiß besser und billiger.

Hans-Ludolf Süßenguth, Lütjenburg

 

Integrationsfrage

Die CDU darf sich in dieser Konfrontation um die Zuwanderung keinesfalls von Rot-Grün weichklopfen lassen. Sie würde sich damit ins Aus kegeln. Auch wenn die liberalistischen Geißlers und Süssmuths schon kräftig mit den Hufen scharren, eine sozialdemokratisierte Union bringt unserem Land und Volk nicht den nötigen politischen Umschwung und der Union auch nicht den Wahlsieg. Die seit 20 Jahren überfällige geistig-moralische Wende ist unverzichtbar.

Die Integration ist gescheitert, das ist mittlerweile unstrittig. An Assimilation ist erst gar nicht zu denken. Wir denken logischerweise immer, wenn wir von Integration sprechen, an eine deutsche Mehrheitsgesellschaft, in die eine Minderheit zu integrieren ist. Es kommt aber genau umgekehrt. In den Großstädten kippt bei den unter 40jährigen schon ab 2010 das Mehrheitsverhältnis Deutscher zu Zugewanderten. Integration bedeutet dann: Wie integriere ich mich als Deutscher in eine neue Mehrheitsgesellschaft aus Zugewanderten?

Davon steht kein Wort in den Zuwanderungspapieren unserer Volksvertreter, denen all diese Fakten und noch vieles mehr durchaus bekannt sind oder sein müßten. 

Günther-Jürgen Bernlöhr, Esslingen

Blühende Landschaft

Leider haben die meisten Wähler ein zu kurzes Gedächtnis. Wer erinnert sich noch an das Faltblatt von Ex-Kanzler Kohl von 1982, wo er nicht nur blühende Landschaften versprach, sondern eine geistige Wende einleiten wollte. Die Sozis, konnte man lesen, verstehen nichts von Geld, und er erlaubte sich einen Witz: Wenn die Sozis über die Sahara regieren, wird dort in zehn Jahren der Sand knapp.

Worin bestand die geistige Wende Kohls? Nicht er hat die Wiedervereinigung herbeigebracht, sondern die Mitteldeutschen. Er sprang nur auf den fahrenden Zug. Bei ihm erreichte die Staatsverschuldung eine bis dato nicht gekannte Höhe, so auch die Parteienfinanzierung. Er redet sich auf Kosten in Mitteldeutschland hinaus. Wer hat denn gesagt, daß er für den Golfkrieg 28 Milliarden bezahlen muß? Daß die deutschen Bürger an die EG in Brüssel am meisten zahlten, geht auch auf Kohls Konto. Unter seiner Regierung stieg die Arbeitslosigkeit auf über fünf Millionen.

Und was machte zu jener Zeit der geläuterte Patriot Stoiber? Er stimmte zu. Und wenn Stoiber, wie sich dies Carl Gustaf Ströhm wünscht, eine geistige Wende ankündigen soll, so wird es auch nur bei der Ankündigung bleiben. Er wird handeln wie sein Ziehvater Strauß, nach der Wahl kann man diese „Rechtsradikalen“ abservieren. Da muß man nicht zimperlich sein. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan.

Georg Wiesoller, Ottobrunn

 

 

Zu: „Die Welt der Geheimdienste“ von Ellen Kositza, JF 5/02

Dank des Vaterlandes

Bei dem Bericht vermisse ich den Namen des englischen Mathematikers Alan Mathison Turin, geb.1912, der nach den steckengebliebenen polnischen Vorarbeiten den Colossus entwickelte, mit dem die Enigma-Verschlüsselungen geknackt wurden. An weiteren Entwicklungen war er nicht interessiert. Sein Interesse galt der Forschung. Er geriet 1952 in die Fänge der puritanischen Justiz, als entdeckt wurde, daß er schwul war. 1952 wurde er wegen grober Unzucht verurteilt: entweder Gefängnis oder chemische Kastration. Er wählte die Kastration.(Der Dank seines Vaterlandes hatte ihn eingeholt). Am 7. Juni 1954 lag er tot in seinem Haus. Neben seinem Bett lag ein angebissener Apfel, der Cyanidspuren aufwies.

Karl Klebig, per E-Post

 

 

Zur Zeitschriftenkritik „Eine Faktenquelle versiegt“ von Claus-M. Wolfschlag, JF 5/02

Richtigstellung

Mit großem Bedauern entnahmen wir der JUNGEN FREIHEIT vom 25. Januar 2002, daß die Zeitschrift „DESG-inform“ ihr Erscheinen vorerst einstellt. In diesem Zusammenhang schrieb Herr Wolfschlag, daß die Redaktion der Zeitschrift Hagal eine Übernahme abgelehnt hätte. Dies ist falsch, konkrete Gespräche bzw. Angebote zur Übernahme der Zeitschrift DESG-inform hat es mit der Redaktion der Zeitschrift Hagal nicht gegeben. Desweiteren ist uns die Arbeit, Informationen aus „kleinen Informationsdiensten zu besorgen“, keinesfalls zu mühselig. Aufgrund Ihres Artikels haben wir sofort das Gespräch mit Herrn Heinz-Dieter Hansen gesucht. Konkrete Beschlüsse zur Weiterführung der Zeitschrift „DESG-inform“ durch den Verlag Zeitenwende werden zur Synergon-Tagung vom 15. bis 17. März 2002 besprochen und in einer entsprechenden Pressemitteilung bekanntgegeben.

Verlag Zeitenwende, per E-Post


 
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