© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    09/02 22. Februar 2002


Abenteuerliche Politik
von Jörg Fischer

Die Taliban-Herrschaft in Afghanistan ist vorüber - dank massiver Hilfe für die Nordallianz und unterstützendem US-Bombarde-ment. Der „Terrorscheich“ (Bild) Osama bin Laden ist zwar noch nicht gefangen, doch der demokratische Wiederaufbau könne nun beginnen - mit Unterstützung der Bundeswehr. Doch nach dem 14. Februar, als auf dem Kabuler Flughafen ungeduldige Mekka-Pilger einen Minister lynchten, sollte die Mission unserer Soldaten neu hinterfragt werden.

Wenn der frühere Taliban-Minister Mullah Abdul Rassak schon jetzt prophezeit, „wir werden unsere Aktivität in Afghanistan bald wieder aufnehmen, weil das Volk uns dazu zwingen wird“, sollte das nicht als leere Drohung aufgefaßt werden. Weder die in Bonn zusammengestellte Übergangsregierung von Hamid Karsai noch die ausländischen Isaf-Soldaten sind in der Lage, für echte Sicherheit zu sorgen. Im Norden Afghanistans bekämpfen sich schon wieder Usbeken und Tadschiken. Am Hindukusch wird nicht das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes verteidigt - und daher ist es verantwortungslos, Bundeswehrsoldaten in „eine völlig fremde Welt“ (Spiegel) zu schicken. Innerhalb und an den löchrigen Grenzen Europas für Sicherheit zu sorgen, diese Aufgabe ist - nicht nur angesichts der mangelhaften Ausstattung der Bundeswehr - schwer (und teuer) genug.

Daher sollte auch das maritime Abenteuer der Bundesmarine am Horn von Afrika und der Spürpanzereinsatz auf der arabischen Halbinsel schleunigst beendet werden. Denn sonst wird bald „wieder eine Mutter ihren Sohn beweinen müssen“ (J. R. Becher).


 
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