© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    09/02 22. Februar 2002

 
„Witzblattfiguren“
Bundeswehr: Scharping verliert den Rückhalt des Koalitionspartners
(JF)

Die Umstände des rheinischen Karnevals hätten den Chef des Deutschen Bundeswehrverbandes, Oberst Bernhard Gertz, dazu bewogen, seinen Verteidigungsminister in der Chemnitzer Freien Presse als „Witzblattfigur“ zu bezeichnen. Er habe Scharping nicht diffamieren wollen, sagte der Interessenvertreter deutscher Soldaten. Unterdessen hat Harald Kujat, Generalinspekteur der Bundeswehr, die Prüfung disziplinarischer Maßnahmen gegen Gertz eingeleitet.

Für den Verteidigungsminister, der offenbar auch in der Truppe keinen Respekt mehr genießt, wird nach den vielen Skandalen und Ungeschicklichkeiten der Vergangenheit die Luft immer dünner. Am Dienstag forderte die verteidigungspolitische Sprecherin des Koalitionspartners, Angelika Beer, Scharping auf, dem Haushaltsausschuß eine rasche Stellungnahme der möglichen finanziellen Forderungen für Deutschland zu geben. Die Garantie des in die Enge getriebenen Ministers zur Anschaffung aller 73 neuen Airbus-Transportflugzeuge würde auch bei geringerer Abnahme durch den dadurch gestiegenen Stückpreis nicht durch den Haushalt gedeckt sein. Diese Praxis bezeichnete Beer gegenüber dem Inforadio Berlin-Brandenburg als „nicht mehr nachzuvollziehen und einen unglaublichen Vorgang“. Der Grünen-Haushaltsexperte Oswald Metzger warf Scharping Erpressung vor.


 
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