© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    09/02 22. Februar 2002


Blick in die Medien
Parteilich
Ronald Gläser

Der Schein trügt. Manchmal ist die Wahrheit anders, als eine oberflächliche Betrachtungsweise suggeriert. Die Rede ist nicht von den Verkaufssendungen, die nachts über die Bildschirme flimmern. Daß diese dubios sind, kann niemand ernsthaft bezweifeln: Gelähmte können wieder gehen. Glatzköpfen wachsen wieder Haare. Und der Steam Buggy saugt den Fußboden von ganz alleine. Vermeintlich unseriöse Geschäftsgebaren kratzen aber ganz real am Profil von bestimmten Medien. Die Schulden von Leo Kirch zum Beispiel lassen ihn als windigen Geschäftemacher erscheinen. Und seine Verbindlichkeiten werden Tag für Tag höher taxiert. Dreizehn Milliarden Euro hieß es zuletzt. Selbst der Nachrichtensender CNN büßte zuletzt Glaubwürdigkeit ein. Schlagzeilen verkündeten, CNN’s Internet-auftritt sei wegen unbezahlter Rechnungen vom Netz gegangen. Die Wahrheit: CNN hatte eine Pauschale in Höhe von exakt 58 Euro nicht bezahlt. Von Liquiditätsengpaß kann also keine Rede sein. Und zeigt Leo Kirch schlechtere Filme als seine Konkurrenz, weil er sich mit Premiere verspekuliert hat? Dagegen sonnen sich ARD und ZDF in Umfragewerten, die ihnen „Seriösität und Glaubwürdigkeit“ bescheinigen. Nur halb so viele der 4.000 Befragten äußerten sich so auch über die private Konkurrenz. Sind die öffentlich-rechtlichen Sender wirklich unvoreingenommener? Sie sind zumindest nicht neutraler. Die Ex-Chefredakteurin des HR, Luc Jochimsen, erklärte zum Beispiel gerade ihren Wechsel in die Politik. Sie will in den Bundestag - für die PDS.


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