© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    10/02 01. März 2002


Verraten und verkauft
von Götz Kubitschek

Wenn der deutsche Bundestag sich darüber streitet, wer wann über welche Spezialeinsätze der Bundeswehr informiert werden sollte, tritt der eigentliche Vorgang in den Hintergrund. Das Kommando Spezialkräfte (KSK) steht mit etwa hundert Mann in Afghanistan und soll als Juniorpartner neben britischen und US-amerikanischen Einheiten in den Bergen nach Osama bin Laden stochern. Verantwortung für Leib und Leben der Soldaten aber hat Deutschland abgegeben. Das verweist auf absolutistisches Gebaren.

Dem Bericht eines Angehörigen der Einheit zufolge gleicht die Abstellung der Elitesoldaten dem Verkauf von ein paar Dutzend Landeskindern zur Aufbesserung der eigenen Situation. Die ist im Zeitalter uneingeschränkter Solidarität zuallererst die Demonstration blinden Vertrauens. Denn einen Zugriff auf die Männer vom KSK hat Deutschland nicht mehr: Die Spezialkräfte sind im operativen Bereich vollständig den Amerikanern unterstellt. Sie erhalten amerikanische Verpflegung, anderthalb Liter Wasser pro Tag, an Fahrzeugen das, was die Amerikaner übriglassen und dazu ein paar alte Zelte. Die Anreise nach Afghanistan muß jeweils von Deutschland in mehreren Etappen erfolgen, dies unter Nutzung ausländischer Verladekapazität.

Vielleicht kommen nicht alle wieder, Gerüchte über Verwundungen kursieren bereits. Und so mag denn ein Gedenkstein spätere Generationen daran erinnern, daß fern der Heimat ein Landeskind verraten und verkauft sein Leben ließ.


 
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