© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    10/02 01. März 2002

 
Meldungen

Tausende Briefe von Knut Hamsun entdeckt

OSLO. Einhellig als Sensation haben norwegische Wissenschaftler den überraschenden Fund von 4.000 persönlichen Briefen, Geschäftskorrespondenzen und handschriftlichen Manuskripten aus dem Nachlaß des Nobelpreisträgers Knut Hamsun (1859-1952) eingestuft. Im vergangenen Herbst war der Hamsun-Biograph Ingar Sletten Kolloen auf dem Dachboden des einstigen Hamsun-Wohnsitzes Nørholm an der südnorwegischen Küste auf 14 Pappkästen gestoßen. Sie enthielten 4.000 Briefe an Hamsun und dessen Ehefrau Marie, 1.000 Geschäftsdokumente, 500 Briefe innerhalb der Hamsun-Familie, 3.000 Manuskriptseiten der ebenfalls schriftstellerisch tätigen Marie Hamsun und von Knut Hamsun selbst neben literarischen Fragmenten die komplette Endfassung von „Auf überwachsenen Pfaden“. Dieses letzte Buch Hamsuns entstand 1948, nachdem ihm wegen seiner Parteinahme für den Nationalsozialismus der Prozeß wegen Landesverrats gemacht worden war. Im Alter von 89 Jahren verteidigte der seit Kriegsende verfemte Schriftsteller darin seine pro-deutsche Einstellung und seine Haltung gegenüber Hitler, den er noch am 7. Mai 1945 in einem Nekrolog als „reformatorische Gestalt von höchtem Rang“ beschrieb (JF 8/02).

 

Hälfte aller Sprachen verschwindet

PARIS. Rund die Hälfte der weltweit 6.800 Sprachen ist nach Angaben der UNESCO gefährdet oder steht kurz vor dem Verschwinden. Mit den Sprachen ginge wertvolles Wissen der Menschen unwiderbringlich verloren, mahnte die UN-Organisation zum „Internationalen Tag der Muttersprache“ am 22. Februar. Allein in Europa seien 50 Sprachen betroffen. Als häufige Ursache für das Verschwinden nannte die UNESCO den Kontakt mit einer aggressiveren oder wirtschaftlich überlegenen Kultur. Englisch, Russisch, Chinesisch, Spanisch und Französisch seien daher auf dem Vormarsch, heißt es in einem verbreiteten Atlas der bedrohten Sprachen. In Europa seien viele Sprachen wegen repressiver Regierungspolitik gefährdet. Allein in Frankreich setzte die UNESCO 14 Sprachen auf die Rote Liste. In Sibirien sind alle 40 lokalen Sprachen vom Russischen bedroht. In China sind Minderheiten ebenfalls großem Druck ausgesetzt. In den USA überlebten nur 150 Indianer-Sprachen. In Zentral- und Südamerika verdrängen Spanisch und Portugiesisch die alten Sprachen. Nur wenige Länder fördern dem Bericht zufolge die Mehrsprachigkeit. Deshalb konnten u.a. in der Schweiz, Norwegen und in Indien ältere Sprachen überleben.

 

Sprachwahrer des Jahres 2001 gewählt

ERLANGEN. Der Schriftsteller Martin Mosebach, der Rechtschreibreformkritiker Theodor Ickler und der Pforzheimer Versandhandel (mit den Häusern Klingel, Bader und Wenz) sind die „Sprachwahrer des Jahres“ 2001. Das haben die Leser der Deutschen Sprachwelt entschieden. Der 51jährige Mosebach („Der Nebelfürst“, „Eine lange Nacht“) wurde zum „Sprachstilwahrer“ gewählt, der Germanistik-Professor Theodor Ickler zum „Rechtschreibwahrer“ und der Pforzheimer Versandhandel zum „Wortschatzwahrer“ des Jahres. Die Versandhäuser werden dafür ausgezeichnet, daß sie ihre Werbekataloge in verständlichem Deutsch abfassen und sogar mit Firmengutscheinen Sprachschützer in ihren Bemühungen unterstützen. Die Deutsche Sprachwelt ist das Organ des Vereins für Sprachpflege; sie erscheint viermal im Jahr (JF 49/00).


 
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