© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    11/02 08. März 2002

 
Frisch gepreßt

Gerechte Welt. Die Probleme der Welt konnten, besonders in den Ländern der „dritten Welt“, im vergangenen Jahrhundert nicht gelöst werden. Eine Ursache sieht der Wirtschaftswissenschaftler Vladimir Svitak in der „destruktiven Dynamik des Zinssystems“, die das immer größere Ungleichgewicht zwischen Arm und Reich beschleunige. Svitaks Ansätze, diesem Dilemma ein neues Konzept entgegenzustellen, beispielsweise die Tobin-Steuer, verliert den Faden in einer detailreichen Generalkritik, in der man seinen Zukunftsentwurf „von der Konkurrenzgesellschaft zur Solidargemeinschaft“ nur blaß wahrnimmt. Der Anspruch, einen Impuls zur Lösung zentraler Probleme unseres Planeten zu geben, erscheint trotz der 23 namhaften Unterzeichner des Vorwortes von Ursula Engelen-Kefer und bis zu Meinhard Miegel etwas vermessen (Strukturen des Aufbruchs. Hirzel Verlag, Stuttgart 2001, 205 Seiten, 19,40 Euro).

Arzt in Rußland. Eingangs riskiert der Herausgeber von Kuno Eugen Wahls Erinnerungen an Krieg und Gefangenschaft in Rußland einen Vergleich mit Peter Bamms Bericht „Die unsichtbare Flagge“ (1952). Das war in der Tat der Welterfolg eines Wehrmachtsarztes, der sich in Friedenszeiten einen Ruf als Feuilletonist erworben hatte. Die erstmals 1980 publizierten Memoiren seines Kollegen Wahl fanden hingegen deshalb kaum Resonanz, weil hier kein Meisterstilist zur Feder gegriffen hat, und weil der Autor von seinem Stoff so überwältigt wird, daß die Kraft für eine reflexive Formung fehlt. Trotzdem bleibt sein Werk als Materialsammlung von historischem Wert (Sieben Jahre Rußland. Aufzeichnungen eines Chirurgen 1943-1949. Verlag Frank Wünsche, Berlin 2001, 409 Seiten, 22 Euro).

Kinder und Medien. Der Leiter der Aktion „Kinder in Gefahr“, Mathias von Gersdorff, hat Ende 2001 eine interessante Streitschrift gegen die immer größere Einflußnahme der Massenmedien auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen verfaßt. Kritisch betrachtet er die Entfremdung von einer elterlichen Erziehung, deren Ersatz, Fernsehen und Internet, eine in der ersten Fernsehgeneration schon spürbare Verblödung und Verrohung hervorgerufen habe (Medienkinder. 95 Seiten, kostenlos über die Deutsche Vereinigung für eine Christliche Kultur (DVCK), Emil v. Behring Straße 43, 60439 Frankfurt zu beziehen).


 
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