© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    11/02 08. März 2002


Leserbriefe

Zu: „Der rot-grüne Irrweg“ von Michael Paulwitz, JF 10/02

Umgeleiteter Verkehr

Der rot-grüne Irrweg ist kein Irrweg, sondern eine gut ausgebaute und stark befahrene aber schwach beschilderte Hauptstraße, die schon seit Dekaden den Verkehr (um)leitet. Ich bemerkte schon vor 15 Jahren während eines Deutschlandurlaubs, daß meine rotgrünen ehemaligen Schulkollegen in Einwanderungsdiskussionen ganz klar zwischen Volksdeutschen und Nichtdeutschen differenzierten. Den Volksdeutschen warfen sie vor, bloß, weil sie mal einen Schäferhund hatten, sich als Deutsche fühlen zu wollen. Gegen den Zuzug von Aussiedlern warfen meine Freunde mit großer Häme auch den „volksdeutschen“ Mangel an deutschen Sprachkenntnissen ein. Auf dieser Basis fanden sie Einwanderung nach Deutschland absolut lächerlich. Mein Argument, daß Pakistaner, Nigerianer und Kurden ja noch nicht einmal Schäferhunde vorzuweisen hätten und den Deutschen im Zuge von Vertreibung und Zerrüttung die Benutzung der deutschen Sprache verboten worden war, zerrissen sie in der Luft und nannten mich einen Deutschtümler. Meine rot-grünen Freunde verlangten - man höre und staune - von den Deutschen in der Ex-Sowjetunion, sie sollten sich gefälligst nicht so anstellen und sich anpassen. Als ich sie daraufhin mit dieser Anpassungsforderung auf die mangelnde Anpassung unserer Ausländer in Deutschland festnagelte, wurden sie böse und ungehalten. Jetzt nannten sie mich ausländerfeindlich.

Leider ist diese deutschenfeindliche Attitüde weit verbreitet und ganz einfach ein Zeichen der fortgeschrittenen Dekadenz - eine Dekadenz, die sich immer gegen das Eigene richtet und für dessen Zerstörung plädiert, während alles Fremde als „gut“ und erstrebenswert angesehen wird. Mit dieser Grundeinstellung sind wahrscheinlich auch schon die Ägypter, die Griechen und die Römer untergegangen - allerdings etwas langsamer. Aber dafür sind wir ja Deutsche: Wenn wir was machen, machen wir das ruck, zuck und gründlich - auch unseren Untergang.

Kurt Willrich, Melbourne / Australien

 

Zu: „Die totale Macht“ von Alain de Benoist, JF 9/02

Der Krieg kommt

Die USA haben den Irak als nächstes Angriffsziel im Visier. Und es sieht nicht so aus, als wollten sie Saddam Hussein nur mit Drohungen einschüchtern.

In Washington ist es längst kein Geheimnis mehr, daß die US-Regierung den Sturz Saddam Husseins politisch und militärisch vorbereitet. Was überrascht, ist, daß der amerikanische Präsident bedenkenlos weitere Staaten nennt, die er vor die Entscheidung stellt, dem Terrorismus abzuschwören oder zum Ziel amerikanischer Militärangriffe zu werden. Staaten wie den Iran und Nordkorea, mit denen in den vergangenen Jahren eine vorsichtige Entspannungspolitik eingeleitet worden war, bezeichnet Bush nun als „Achse des Bösen“. Die amerikanische Öffentlichkeit steht weitgehend geschlossen hinter dem Präsidenten, eine große Mehrheit in der Bevölkerung befürwortet einen Krieg gegen den Irak und andere „Schurkenstaaten“. Für diesen Krieg, so Bush in allen seinen Reden, sei Amerika bereit, jeden Preis zu bezahlen.

Was aber ist mit den Verbündeten Amerikas? Die Europäer mahnen die Amerikaner immer wieder zur Besonnenheit und werden einen Krieg gegen den Irak wahrscheinlich nicht aktiv unterstützen, vielleicht haben sie den Mut, ihn öffentlich abzulehnen. Doch verhindern können sie den Krieg nicht.

Die Supermacht USA bekennt sich unverblümt zu ihrer militärischen und wirtschaftlichen Überlegenheit. Was bedeutet, daß die Distanz heute zu den Freunden fast so groß ist, wie zu den Feinden.

Gerhard Drechsler, Melsungen

 

 

Zu: „Günter Grass und die deutsche Mitte“ von Dieter Stein, JF 9/02

Obligate Neonazis

Die Thematik der Flüchtlingskatastrophen drängt ans Licht. Die seinerzeitigen Opfer verloren Milliardenwerte, die Heimat und dazu oft Leben, Unschuld und Gesundheit. Bald sollen nun im Zuge der drohenden EU-Osterweiterung die Nutznießer der damaligen Enteignungen wiederum mit Milliardensummen alimentiert werden. Damit das in unserem Land mit gehöriger Demut akzeptiert wird und keinerlei Zweifel an Rechtmäßigkeit, Art und Umfang der damaligen Vertreibungen aufkommt, muß die Linke sich schleunigst des Themas bemächtigen. Dazu taugen die jüngsten Äußerungen Herrn Zemans, die Sendungen aus dem Fernseh-Gehirnwaschsalon des Guido Knopp und die jüngste Novelle des genobelten Linksliteraten Grass, über denen allen unübersehbar das Fähnchen „Selber Schuld“ weht. Herr Grass bemüht gar noch zeigefingerhebend den obligaten Neonazi wie das Krokodil im Kasperltheater. Die Realdokumentation des Herrn Kempowski oder ein Film mit einem deutschen Kriegsgefangenen als heimatverbundenem Dulder und Hauptperson stören da nur. Freilich ist unerfindlich, was daran „Normalisierung“ sein soll. Allenfalls, daß deutsche Büßerschuld weiterhin und nicht mehr nur mit Geld, mit weiterem Souveränitätsverlust und Staats-auflösung, sondern nun auch mit Blutzoll für fremde Interessen zu zahlen ist.

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zu: „Rot-grüne Entwarnung“ von Ronald Gläser, JF 9/02

Unkorrekte Darstellung

Die Darstellung meines Gutachtens ist in einem wichtigen Punkt, auf den ich sehr großen Wert lege, nicht korrekt. In ihrem ersten Artikel vom 15. Februar steht der Satz: „Auch wenn das Gutachten es nicht ausspricht, so legt es doch sogar eine Rückführung bereits Eingereister nahe.“ Die Überlegung einer Rückführung ist mir noch nie in den Sinn gekommen, noch habe ich mich darüber jemals geäußert oder etwas derartiges publiziert bzw. insinuiert.

In Ihrem zweiten Artikel vom 22. Februar gehen sie sogar noch einen Schritt weiter und schreiben: „Der Bielefelder Professor hatte ein Ende des Zugangs oder gar die Repatriierung von Teilen der Ausländer in Deutschland nahegelegt. Andernfalls sei das Überleben des deutschen Volkes gefährdet.“ Ich lege großen Wert auf die Feststellung, daß ich niemals einen absoluten Zuzugsstop oder gar die „Repatriierung“ von Zugezogenen befürwortet, vorgeschlagen oder auch nur, wie Sie sich ausdrücken, „nahegelegt“ habe. Im Gegensatz dazu habe ich mich in meinem Gutachten dafür ausgesprochen, daß die zugezogenen Menschen so gut wie möglich integriert werden. In dem Gutachten ist auf Seite 14 folgendes über den Kern der von mir vorgeschlagenen Konzeption einer Zuwanderungspolitik zu lesen: „…die Integration der bereits eingewanderten Menschen (sollte) das oberste Ziel der Zuwanderungspolitik…“ sein.

Prof. Dr. Herwig Birg, Bielefeld

 

 

Zu: „Perfide eingefädelte Schmutzkampagne“ von Peter Freitag, JF 9/02

Politisches „Sau tot“

Was Herrn Schill derzeit widerfährt (ehrabschneiderische Unterstellungen, mutmaßlich bestellte Zeugen, et cetera) und was er zukünftig vielleicht noch zu erwarten hat (Anschläge auf Leben, Gesundheit oder Eigentum der eigenen oder ihm nahestehender Personen), ist offenbar das, was in diesem Land der zu erwarten hat, der die „Frechheit“ besitzt, gerade an exponierter Stelle für Gesetz und Ordnung einzutreten. Hundertfünfzigprozentige „Superdemokraten“ aus dem linken Lager, die nicht müde werden bei jeder sich bietenden Gelegenheit lauthals ein Mehr an Demokratie, Grundrechten und respektvollem Miteinander zu fordern, geben nicht eher Ruhe, als bis der verhaßte Eindringling, der die verfahrenen Verhältnisse zum Tanzen bringt, erledigt ist und für ihn das politische „Sau tot“ geblasen werden kann.

Sich dies zu vergegenwärtigen, mag auf der einen Seite traurig sein. Auf der anderen Seite hat es aber auch sein Gutes, denn es nimmt auch noch die letzte gegebenenfalls vorhandene Illusion über die wirklichen Beweggründe rot-grünen Handelns (nicht nur in Hamburg) und verleiht dem „Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt!“ umso größere Richtigkeit.

Frank Stritzl per email

 

 

Zu: „Witzblattfiguren“, JF 9/02

Rücktritt nötig

Was muß Schröders rot-grünem Witzfigurenkabinett noch alles passieren, damit endlich personelle Konsequenzen gezogen werden? Ein Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping, der Parlament und Bundesverfassungsgericht mit falschen Aussagen erpressen wollte und sein Unrecht nicht einmal einsieht, ein Bundesminister Otto Schily, der ebenfalls Parlament und Bundesverfassungsgericht mit falschen Zeugen beeinflussen wollte, und ein Bundesminister Walter Riester, der dafür verantwortlich ist, daß die Arbeitsämter die Öffentlichkeit mit gefälschten Zahlen in die Irre führten und unverantwortbare Steuergeldausgaben in Milliardenhöhe erfolgten. Ein solcher Bundeskanzler der eingeschlafenen Hand muß schnellstens verschwinden, soll „BRD“ nicht künftig mit „Bananen Republik Deutschland“ übersetzt werden.

Herbert Gaiser, München

 

 

Zu: „Ohne Staat geht es nicht“ von Kai-Alexander Schlevogt, JF 9/02

Probleme richtig benennen

Es ist eigentlich erstaunlich, daß die problembehafteten Bereiche (Schulden/Zins und Geld) immer wieder herausgefiltert werden: „Die Zinsen führen in eine Schuldenfalle, in der ein Großteil der Staatseinnahmen aufgezehrt wird. Selbst mit den größten Sparaktionen flieht man nicht mehr aus der Zinsspirale...“ und: „Schließlich reizen die Schulden selbst zum Krieg an...“ Als Grundlage zur Problemlösung werden sie aber nicht wirklich herangezogen. Äußerungen wie: „ Wäre es nicht besser, man erzielt einen Überschuß und bezahlt mit den eingenommenen Zinsen lebensbefördernde Vorhaben“ sind der verkehrte Denkansatz. Sicherlich wäre dies besser. Muß aber nicht die Frage gestellt werden, wie es dazu kommt? Wann führen Zinsen in eine Schuldenfalle?

Der Autor fordert uns auf, die richtigen Fragen zu stellen, ohne als Staatsfeind oder Weltverbrecher dazustehen: Wie sähe ein Finanzsystem ohne Zins und ein Geldsystem, welches nur Tauschmittel und nicht Wertaufbewahrungsmittel ist, tatsächlich aus? Welche Vorteile gebe es? Wären Probleme wie überschuldete (Staats-) Haushalte, explodierende Sozialbeiträge, Arbeitslosigkeit, Armutsfaktor Kinder und dergleichen dann Geschichte? Welche Nachteile gebe es? Kann es sein, daß ein Zinssystem Ursache und nicht Symptom unserer weltumspannenden Probleme ist?

Martin Schaubitzer, Heidenheim

 

 

Zu: „Erst verbündet, dann entsorgt“ von Franz Wesner JF 9/02

Historische Realität

Die Darstellung der Vertreibung in dem Artikel entspricht voll und ganz der historischen Realität. Sowohl was die initiative Rolle der ungarischen Politik in der Vertreibung der Deutschen aus Ungarn betrifft, wie auch das Verhalten der politisch-intellektuellen Organe heute, in ihrem Versuch, die Schuld für die damalige ethnische Säuberung auf die Siegermächte abzuwälzen. Indem die Siegermächte in Potsdam alles absegneten, haben diese natürlich auch keine weiße Weste.

Berichtigt werden muß nur der Hinweis, die Amerikaner hätten die „Verschleppung“ der Ungarndeutschen beendet. Gemeint ist sicher die Vertreibung, denn unter dem Begriff „Verschleppung“ versteht man bei den Ungarndeutschen die Verbringung von jungen Frauen und Männern zur Zwangsarbeit (Hunger-und Sterbelager) in die Sowjetunion (von den Russen „malenkij robot“, „kleine Arbeitsverpflichtung“ genannt). Damit hatten die Amerikaner nichts zu tun.

Dr. Johann Till, Wemding

 

 

Zu: „Ein deutsches Requiem“ von Doris Neujahr, JF 8/02

Grass mit Skrupeln

„Wortkünstler aus Danzig“ nennt ihn Doris Neujahr in ihrem Beitrag. Und da Wortkünstler in der Tat phantasievolle Geschichten zusammenschreiben, haben sie sicher kaum eine innere Einstellung zu einem Historiker, denn ein solcher beschäftigt sich mit den Tatsachen, auch Fakten genannt. So kommt es, daß die Wahrnehmung der Tragödie seines Volkes sicher bei ihm deshalb beeinträchtigt ist. Selbst dann, wenn er seine eigene Geschichte - auch bei Grass heißt sie Flucht und Vertreibung - selbst miterlebt hat.

Bis man nun im Alter erkennt: da war doch noch was anderes? Bevor Grass zu schreiben anfing, hätte er zuerst einmal Hans Graf von Lehndorffs „Ostpreußisches Tagebuch“ lesen sollen. Der hat alles Tragische bis Apokalyptische, das seine Landsleute erdulden mußten, aufgeschrieben. Vielleicht hätte er dann heute die Skrupel nicht. Was aber wird aus diesem „wortkünstlich“ berieselten Volk?

Danke, Martin Walser! Er gehört nicht der Gilde dieser „Wortkünstler“ an. Er war auch der erste, der sich öffentlich und in riskanter Weise für die Wahrheit einsetzte. Daran möchte ich hier nachdrücklich erinnern. Werden wir nun in Günter Grass einen „Bekehrten“ haben? Soweit sind wir noch nicht. Es wäre uns allen zu wünschen.

Klaus Getzin, Sankt Augustin

 

Dürftige Kunst

Wie grausam entsetzlich der Untergang des Flüchtlingsschiffes „Wilhelm Gustloff“ auch war, unsere Öffentlichkeit nimmt die eigene nationale Tragödie heute nicht mehr wahr. So gefällt es scheinbar unseren Medien und auch den großen Parteien. An das Bombeninferno von Dresden wurde, da es ebenfalls nur deutsches Leid betrifft, nur am Rande gedacht. Umso so lobenswerter ist es, wenn wenigstens die JUNGE FREIHEIT die Gewichte richtig setzt. Die Forschungen des Gustloff-Überlebenden Heinz Schön sind umfangreich, lesenswert und frei von Polemiken. Was uns allerdings Günter Grass als schriftstellerische Kunst anzubieten hat, ist dürftig. Grass sonnt sich als der Literat des Zeitgeistes - frei von wirtschaftlichen Sorgen und Ausgrenzungsmachenschaften - im (immer dünner werdenden) Goldschimmer des begehrten Nobelpreises. Die Gustloff-Katastrophe nützt Grass ganz vorzüglich beim Absatz des neuen Buches „Im Krebsgang“. Der literarische Wert ist dürftig. Grass bleibt der verbissene linke Ideologe. Im ZDF-Magazin „Aspekte“ betonte er seine Haltung: seine scharfe Gegnerschaft zu den Verbänden der deutschen Vertriebenen, denen er nach wie vor nazistische Absichten unterstellt. Es ist gut, daß in derselben Ausgabe der JF mit dem Rostocker Schriftsteller Walter Kempowski ein einfühlsamer und warmherziger, aber unbestechlicher Menschenfreund gewürdigt wird.

Dietmar Neumann, Neu Wulmsdorf

 

Katastrophe, kein Verbrechen

Es stimmt, die „Gustloff“ war als Lazarettschiff entsprechend gekennzeichnet. Aber die Kennzeichnung nützt nichts, wenn sie in der Dunkelheit nicht angestrahlt wird und das Schiff abgeblendet fährt. Dabei ist die Frage noch gar nicht geklärt, ob dem Schiff gerade auf dieser Fahrt der besondere Schutz vor Angriffen zustand - angesichts von mehreren hundert Soldaten der Kriegsmarine und Tausenden von zivilen Flüchtlingen. Aus meiner Sicht war die Versenkung der „Wilhelm Gustloff“ eine Katastrophe, aber kein Kriegsverbrechen.

Albert Müller, Dahn

 

 

Zu: „Sieben Sünden beim Aufbau Ost“ von Manfred Graf von Schwerin, JF 7/02

Verständnis für Fehlentscheidung

Die sieben Sünden sind gemacht worden - ob bewußt oder unbewußt - das kann dahingestellt bleiben. Die Folgen dieser sieben Sünden sind aber augenfällig und darum ist es keine Sünde mehr, sondern ein Verbrechen, wenn diese begangenen Fehler nicht rückgängig gemacht werden.

Politiker fürchten offenbar, Wähler zu verlieren, wenn sie Fehler oder gar Sünden eingestehen. Sie unterschätzen damit die Bürger unseres Landes. Da jeder von uns gelegentlich irrt oder eine Situation falsch einschätzt, gibt es durchaus Verständnis für Fehlentscheidungen. Das Eingeständnis dieser Fehler schafft Vertrauen und damit Wählerstimmen. Darauf sollte hingewiesen werden. Es ist nicht hoch genug einzuschätzen, wenn in Artikeln (wie in diesem) in sachlicher Form und in aller Deutlichkeit auf Mißstände hingewiesen wird.

Ulrike von Haller, Weißkirchen / Obu


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