© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    13/02 22. März 2002

 
Meldungen

C-Waffen-Vernichtung in bewohntem Gebiet

WASHINGTON. Die US-Armee hat letzten Samstag mit der testweisen Verbrennung von Chemiewaffen in Alabama begonnen. Gegen die Verbrennungsanlage im Heeresstützpunkt Anniston hatten Bürgerinitiativen erfolglos protestiert. Sie befürchten, daß bei einem Unfall bei der Verbrennung von Nervengasen das Leben von Tausenden Menschen im etwa 100 Kilometer entfernten Birmingham gefährdet ist. Bisher sind C-Waffen auf dem hawaiianischen Johnston-Atoll und in der Wüste von Utah vernichtet worden. In den Armee-Bunkern lagern 2.254 Tonnen Raketen, Artilleriegranaten, Minen und Behälter mit C-Waffen. Die militärisch unbrauchbaren C-Waffen stammen teilweise noch aus dem Zweiten Weltkrieg. Sie sind mit Senfgas, Sarin und VX-Kampfstoffen gefüllt, die nach dem internationalen C-Waffen-Abkommen vernichtet werden müssen. Die Heeresleitung hat eingeräumt, daß es auf dem Johnston-Atoll und in Tooele 14 Zwischenfälle gegeben habe, bei denen geringe Mengen Giftgas austraten. Eine Gefährdung von Menschen sei davon nicht ausgegangen. Alabamas Gouverneur Don Siegel-man will mit einer Klage die Verbrennung von Nervengasen in Anniston verhindern, wenn die Bundesregierung in Washington nicht 40,5 Millionen Dollar für den Katastrophenschutz bereitstellt.

 

Auffanglager auf der Weihnachtsinsel

CANBERRA. Um illegale Einwanderer vom Festland fernzuhalten, will die australische Regierung auf der westpazifischen Weihnachtsinsel (Kiritimati) ein Auffanglager bauen lassen. Das Objekt soll ab Ende 2002 bis zu 1.200 Personen aufnehmen können, kündigte Einwanderungsminister Philip Ruddock letzte Woche in Canberra an. Dies sei ein klares Signal an alle Menschenschmuggler; Australien werde seine Einwanderungspolitik nicht lockern. Nach einem Ansturm von 5.000 Illegalen im letzten Jahr wurde die Kriegsmarine eingesetzt, um die Schiffe der Schlepperbanden abzufangen. Seit August 2001 wurden alle illegalen Einwanderer zunächst auf Nauru und Papua-Neuguinea untergebracht. Die Staaten bekommen dafür Geld. Auf dem Festland sind etwa 1.700 Personen interniert. Australien nimmt jedes Jahr 10.000 Ausländer auf, die von der Uno als Flüchtlinge anerkannt werden.

 

Zweiter Rücktritt nach Korruptionsskandal

TOKIO. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage verläßt ein einflußreicher Vertrauter des japanischen Ministerpräsidenten Junichiro Koizumi vor dem Hintergrund eines Korruptionsskandals die langjährige Regierungspartei. Der Fraktionsvorsitzende der Liberaldemokraten (LDP), Koichi Kato, erklärte letzten Montag, er wolle im Laufe der Woche aus der LDP austreten. Kato, der als aussichtsreicher Koizumi-Nachfolger galt, wird beschuldigt, jahrelang Schmiergelder aus der Wirtschaft angenommen zu haben. Vergangene Woche hatte der frühere Außenhandelsminister und LDP-Abgeordnete Muneo Suzuki die Partei verlassen. Katos Ausstieg bedeutet einen weiteren Rückschlag für Koizumi, der seit der Entlassung der beliebten Außenministerin Maikiko Tanaka unter heftiger Kritik steht.

 

Zum unverfälschten Islam bekehren

KABUL. Die afghanische Frauenministerin Sima Samar will die Mentalität der Männer in Afghanistan verändern und sie „wieder zu den Ideen des wahren, unverfälschten Islam bekehren“. Nach 23 Jahren Krieg sei ihr Denken „fundamentalistisch“, klagte die 45jährige Ärztin, die der schiitischen Minderheit der Hazara angehört, in einem Inteview mit dem Wiener Profil. „Wir brauchen viel Solidarität und finanzielle Unterstützung. Frauen in anderen Ländern sollten darauf drängen, daß jede Hilfe, die nach Afghanistan geht, an Bedingungen geknüpft ist und Frauen zugute kommt.“


 
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