© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    13/02 22. März 2002

 
Frisch gepreßt

Geistige Wegbereiter. Fast jedes Jahr erreicht uns ein dickes Buch des Stuttgarter Sozialphilosophen Günter Rohrmoser. Dieses Jahr sind es Vorlesungen aus den neunziger Jahren über den „geistigen“ Weg in den Nationalsozialismus, die sich mit Nietzsche, Spengler, Jünger und Heidegger beschäftigen. Die Kernthesen dieses von Rohrmosers Assistenten Michael Grimminger edierten Wälzers sind weitgehend aus des Meisters früheren Arbeiten bekannt. Unwesentlich verknappend kann man konstatieren, daß Nietzsche und den Exponenten der „Konservativen Revolution“ zwar positiv anrechnet, die „Wiederverzauberung der Welt“ im Auge gehabt, die „Rückkehr zur Metaphysik“ aber unter Ausschluß christlicher Religion und der von ihr geprägten bürgerlichen Kultur propagiert zu haben. Darum sei der Absturz in den Nationalsozialismus mit seiner Diesseitsreligion der Rasse zwangsläufig gewesen (Deutschlands Tragödie. Der geistige Weg in den Nationalsozialismus. Olzog, München 2002, geb., 442 Seiten, 39,90 Euro).

Jüngers Landrat. Während des Heiligkreuztaler Jünger-Symposions im vergangenen Jahr (JF 18/01) hatte der vormalige Landrat Wilfried Steuer über seine Begegnungen mit Ernst Jünger einen geist- und pointenreichen Vortrag gehalten, der auf großen Beifall stieß. Die anekdotengespickten, amüsanten Erinnerungen Steuers (Jünger über Steuer: „Unsere Bekanntschaft - ich darf wohl sagen: Freundschaft, reicht lange zurück.“) sind nun als Broschurbändchen erhältlich. (Begegnungen mit Ernst Jünger. Tübingen 2001, J.F. Hagenlocher, 32 Seiten, 9,80 Euro).

Königsberg. Anders als Danzig hat Königsberg keinen Günter Grass gefunden. Kein literarisches Werk von Rang, dafür aber immerhin die dreibändige Geschichte Königsbergs des einstigen Stadtarchivars Fritz Gause, bewahrt die Erinnerung an die preußische Krönungsstadt. Und zwei zeithistorisch gefärbte Bücher, die beide aus dem Kreis der deutschen Juden Königsbergs stammen: Michael Wiecks Erinnerungen eines „Geltungsjuden“ (1989) mit Schwerpunkt auf die Jahre nach 1933 und die älteren, meisterhaft erzählten Memoiren des jugendbewegten Max Fürst, die mit der NS-Machtergreifung enden (Gefilte Fisch. Eine Jugend in Königsberg. Husum Verlag, Husum 2001, 380 Seiten, 19,95 Euro).


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen