© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    13/02 22. März 2002


Neulich im Internet
Dol2Day
Steffen Königer

Nahezu alles ist möglich in dieser Simulation. Wenn der Interessent sich auf der Seite der „Politik-Community“ ( www.dol2day.com ) unter einem frei gewählten „Nickname“ und einem Paßwort registrieren läßt, kann es losgehen. Neben Fragen der Politik und der Kultur wird über die unsinnigsten Themen abgestimmt und mit allen anderen Mitgliedern diskutiert - sogar mit dem Kanzler. Jedem kann vertraut oder, wenn einem der Auftritt eines Mitgliedes gar nicht zusagt, auch das Mißtrauen ausgesprochen werden. Die Parteienlandschaft ist überhaupt nicht mit dem normalen Spektrum vergleichbar. Bei Dol hat die „FUN“-Partei (Freiheitlich Unäbhängig National) sogar mehr Mitglieder als die „SIP“ (Sozialdemokratische Internet Partei). Und sie diskutieren alle miteinander. Berührungspunkte hat die Gemeinschaft auch mit realer Politik: Im Chat konnten der PDS-Bundestagsabgeordneten Ulla Jelpke ebenso Fragen gestellt werden wie Rolf Schlierer, dem Chef der Republikaner. Außerdem existieren die verschiedensten Initiativen (INI), für die eine Aufnahme beantragt werden kann. Witzige Namen wie „Nix Rechts“, „Bürgi“ oder die in Gänze unfeminine INI „No Maam“, die auf den erfolglosen Schuhverkäufer Al Bundy zurückzuführen ist, geistern ebenso über den Bildschirm wie „Grow“. Deren Ziel: die Legalisierung von Cannabis. Eine der mitgliedstärksten INI‘s ist die „JF“, in der sich 230 Mitglieder über jede Änderung in der JUNGEN FREIHEIT zu Wort melden. Es gibt also noch Hoffnungen auf einen offenen Disput - auch wenn er gerade nur im Internet möglich ist.


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