© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    14/02 29. März 2002

 
Wachschutz für Friedensfreunde
Marburger Bund: Andreas von Bülow verteidigt JF / Lob von SPD-Genossen
Moritz Schwarz

Viel Wirbel, allerdings eher vom Format einer Provinzposse, hat das Interview der JUNGEN FREIHEIT mit dem Geheimdienstexperten, ehemaligen Bundestagsabgeordneten und Bundesminister a.D. Andreas von Bülow (JF 6-7/02) verursacht.

Nachdem der SPD-Politiker dafür "zur Strafe" vom "Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler" von der Teilnahme an der Marburger Tagung "Vor dem Krieg ist nach dem Krieg" Anfang März ausgeladen worden war, entschloß sich auch das "Friedensforum" in Köln, seine für Mitte März anberaumte Veranstaltung "Terror und Geheimdienste in der Weltpolitik" mit von Bülow abzusagen.

Von Bülow, der wenige Tage zuvor von Auftritten in Berlin und beim ZDF in Mainz nach Bonn zurückgekommen war, nahm die "Erziehungsmaßnahme" gelassen zur Kenntnis. Schon auf die Ausladung durch den Marburger Bund demokratischer Wissenschaftler hatte von Bülow eher mit Erleichterung reagiert und in einem Leserbrief an die Frankfurter Rundschau, die über die Angelegenheit berichtet hatte, klargestellt, die "mir zugesandten Belegexemplare der JUNGEN FREIHEIT vom 1. und 8. Februar lassen eine Verfassungswidrigkeit auch nicht im Ansatz erkennen". Ebenso entspannt reagierte von Bülow nun auf die neuerliche Ausladung. Laut einer der der JF vorliegenden Pressemitteilung hatten sich beide Institutionen "nach gründlicher Beratung" zu diesem Schritt entschlossen, nachdem man "mit Bestürzung zur Kenntnis nehmen mußte, daß Herr von Bülow der rechtskonservativen JUNGE FREIHEIT ein Interview gegeben hatte".

Doch Andreas von Bülow hatte kaum Zeit gehabt, seine Koffer wieder auszupacken, da erreichte ihn am folgenden Tag schon eine erneute Einladung der Kölner zu besagter Veranstaltung. In einem offenen Brief hatten sich "verschiedene aktive Friedensfreunde" des Friedensforums und Friedensbildungswerk über die angeblich "gründliche Beratung", die von Bülows Ausladung vorangegangen sei, empört. Tatsächlich war, wie aus dem der JUNGEN FREIHEIT vorliegenden Brief hervorgeht, eine Reihe Teilnehmer des "Friedensforums" nicht nur "gar nicht gefragt" worden, sondern sogar "zum Teil anderer Meinung". In dem Rundschreiben bezeichneten die Friedensfreunde zudem die Ausladung von Bülows als "sachlich nicht nachvollziehbare Entscheidung" und kritisierten, daß "in der sehr kurzen Presseerklärung der Eindruck erweckt worden sei, als kollaboriere von Bülow mit politisch rechtsextremen Ideologien und Parteien". Man entschloß sich, von Bülow kurzerhand wieder einzuladen und stellte zudem alle von ihm zum Thema Geheimdienste in jüngster Zeit gegebenen Interviews - darunter auch das der JUNGEN FREIHEIT - ins Weltnetz, mit der Aufforderung an alle Interessierten, sich selbst ein Bild zu machen.

Von Bülow reiste am 12. März an und die Friedensveranstaltung konnte stattfinden - allerdings nur unter dem Schutz eines eigens engagierten Wachdienstes, da einige Friedensbewegte gedroht hatten, das Treffen zu stören. Natürlich war das Gespräch von Bülows mit der JF - anders als seine Interviews in Konkret oder dem DKP-Organ Roten Fahne - Gegenstand von Vorwürfen. Von Bülow wiederholte schließlich seine Aussage, er habe "nichts Rechtsradikales in der Zeitung entdecken können". Und er stellte an die Adresse der "Gegen Rechts"-Empörten die Frage: "Wer hat euch diesen Blödsinn nur in die Hirne gepflanzt?" Woraufhin einige der Friedensbewegten den Saal verließen. Von Bülow fügte schließlich hinzu, es hätten auf das Interview mit der JUNGEN FREIHEIT sogar SPD-Mitglieder bei ihm angerufen und sich in dem Sinne geäußert: Endlich habe einer den Mut zu sagen, was Sache ist!

Trotz des Rummels um die Veranstaltung bezeichnete Andreas von Bülow sie im Anschluß gegenüber der JUNGEN FREIHEIT "als Erfolg". Diejeinigen, die die Veranstaltung verhindern wollten, seien gescheitert. Das wichtige Thema "Terror und die Geheimdienste" konnte schließlich doch noch diskutiert werden.


 
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