© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    14/02 29. März 2002

 
WIRTSCHAFT
Terror gegen Wissenschaftler
Bernd-Thomas Ramb

An die systematische Ermordung italienischer Staatsanwälte hat man sich inzwischen "gewöhnt". Die gezielte Tötung des Arbeitsrechtlers und Regierungsberaters Marco Biagi stellt jedoch ein Novum dar. Nicht ganz, denn vor drei Jahren wurde Biagis Kollege Massimo D'Antona ermordet. Auch er beriet die Regierung in Fragen der Sozialreform, in Italien scheinbar ein tödliches Geschäft. Biagi wurde Opfer der linksterroristischen "Roten Brigaden", die in den siebziger Jahren der deutschen "RAF" nicht nur ideologisch, sondern auch mit ihrem Terror, in nichts nachstanden. Für die heutige Generation der "Neuen Roten Brigade", ideologisch vergleichbar mit den deutschen "Autonomen", ist jeder, der nicht ihrem linksextremistischen Gedankengut folgt, ein unbarmherzig zu verfolgender Feind, der natürlich als rechtsradikal erklärt wird und damit "politisch korrekt" als vogelfrei gilt.

Die Eskalation des linken Hasses hat nun in Italien zum abermaligen Mord an einem Wissenschaftler geführt. Dabei folgte Biagi noch einem den gewerkschaftlichen Drohungen nachgebenden Beschwichtigungskurs. Seine moderaten Vorschläge zur Reform des verkrusteten Kündigungsschutzes waren den Linksideologen jedoch immer noch zu extrem. Die fehlenden Gegenargumente und der Mangel an dialektischen Fähigkeiten wurden durch Kugeln ersetzt. Italien soll offensichtlich gerade unter Berlusconi keine Chance zur wirtschaftlichen Gesundung erhalten. Solche Zustände sind in Deutschland natürlich undenkbar. Hier darf jeder Wissenschaftler seine neoliberalen Reformvorschläge ungehindert öffentlich unterbreiten, er wird von der Regierung gerne angehört und seine Ratschläge freudig aufgenommen. Schön wäre es. Auch hier werden solche Ideen als rechtsradikal gebrandmarkt, wenn auch noch nicht geschossen wird.


 
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