© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    14/02 29. März 2002

 
Frisch gepreßt

Berliner Schnauze. Viel ist in Nachrufen über die im November 2001 verstorbene Regine Hildebrandt gesagt worden. Über alle Parteigrenzen hinweg schätzte man die burschikose Art der ehemaligen Arbeits- und Sozialministerin Brandenburgs, die proletarisch-gefärbte Eloquenz, mit der sie sich als "Mutter Courage des Ostens" verkaufte. Nun fühlte sich ihr Chauffeur in Tateinheit mit einer Nachwuchsjournalistin berufen, ein Erinnerungsbändchen herauszugeben, dessen kitschige Verklärung Hildebrandts die Erinnerung an eine der seltenen glaubhaften Charaktergestalten in der Politik in einer Art verklebt, die der eher bescheidenen "Quasselstrippe" zu Lebzeiten nur unangenehm gewesen sein dürfte (Kathrin Finke, Rainer Karchniwy: "Erzählt mir doch nich, dasset nich jeht!". Mitteldeutscher Verlag, Halle 2002, 145 Seiten, 15 Euro).

Schule der Nation. Der Reserveoffizier der Bundeswehr ist mehr noch als in seiner Truppenverwendung in seiner Funktion als "Multiplikator" in der Gesellschaft wichtig. Allerdings verfügt er auch über sporadische Einblicke in eine Institution, die das teilweise betriebsblinde Offizierskorps nur marginal wahrnimmt. Nun hat einer dieser Multiplikatoren, überlaufend von Erfahrungen aus vierzig Jahren und über 50 Wehrübungen, seinen sich steigernden Frust zu Papier gebracht. Der zivilberuflich als Studiendirektor arbeitende Oberstleutnant d.R. erzählt die Geschichte vom Wandel einer Armee und eines Berufsstandes, in der Eingeweihte viele Details wiedererkennen werden. Zur besseren Übersicht hätte allerdings eine Entzerrung der Reflexionen von Schule und Militär gutgetan (Klaus Bergner: Begegnungen mit "Faulen Säcken" und "Potentiellen Mördern". Rückschau eines Engagierten auf Schule und Militär. Trafo-Verlag, Berlin 2002, 376 Seiten, 19,80 Euro).

Bildung und Kultur. Als Bestandsaufnahme der Bildung- und Kulturlandschaft des Volkes der "Dichter und Denker" hat der Spektrum Akademischer Verlag unter der Projektleitung von Alois Mayr einen großartigen Nationalatlas für Bildung und Kultur herausgegeben (182 Seiten, 99 Euro). Im großen Format erfährt man anhand vieler Schaubilder, Karten und Statistiken, wie das deutsche System in diesen "Zukunftsinvestitionen" sortiert ist - unentbehrlich für die solide Grundlage jeder kulturpolitischen Argumentation.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen