© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    15/02 05. April 2002

 
Pfüat di Gott, Leo
von Richard Stoltz

Das Schicksal der Kirch-Gruppe ist entschieden. Leo Kirch (75), der "Medienzar", hat ausgetrunken, er verschwindet in der Pensionskiste, firmenfremde Kräfte übernehmen seinen Laden. Aber ist überhaupt noch etwas zu übernehmen außer Schulden? Einzig um diese Frage wird zur Zeit zwischen den Gläubigerbanken und "potentiellen Investoren" noch gestritten. Jeder versucht, für die eigene Tasche zu retten, was zu retten ist.

Die Deutsche Bank drängt auf Insolvenz-Erklärung, auf Zerschlagung der Firma und Verscherbelung der "Filetstücke" (Pro Sieben, Sat 1, Formel-eins-Rechte, Springer-Aktienpaket). Die übrigen Banken, allen voran die Bayerische Landesbank, flehen die Investoren an, sie möchten bitte, bitte noch einmal eine halbe Milliarde zuschießen, um Luft zu gewinnen und die Gruppe vielleicht doch noch zusammenzuhalten. Doch die Investoren unter Führung des australischen Medienmoguls Rupert Murdoch zieren sich. Einig ist man sich darüber, daß das Bezahlfernsehen "Premiere", das sich als grausames Milliardengrab erwiesen hat und für das in Deutschland mit seinen über 30 freien Kanälen einfach kein Bedarf vorhanden ist, zumindest in der jetzigen Form eingestellt werden soll.

Das war's dann also. Pfüat di Gott, Leo. Du warst ein guter Händler mit alten Filmen, doch vom Fernsehen hast Du wenig verstanden, wenig von moderner technischer Entwicklung, wenig, eigentlich gar nichts, von großer Politik. Sei stolz darauf, daß man Dich immer so gewaltig überschätzt hat!


 
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