© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    15/02 05. April 2002

 
WIRTSCHAFT
Bank des Bundes
Bernd-Thomas Ramb

Die Bundesbank verkommt immer mehr. Kürzlich erst durch eine Reform zu Lasten der Landeszentralbanken politisch aufgewertet, verspielt ihr ohnedies kaum überzeugender Präsident den letzten Hauch von Seriosität des einst weltweit geachteten Währungshüters. Welteke will einen Teil der Goldreserven der Bundesbank verkaufen und den Erlös in Aktien anlegen. Warum er dieses Vorhaben jetzt ankündigt, bleibt ein erstes Rätsel, denn die Staatsbanken der am Euro beteiligten Länder wurden verpflichtet, bis zum Jahre 2004 keine derartigen Geschäfte zu betreiben, um einen rapiden Verfall des Goldpreises zu vermeiden. Vielleicht als Affront gegenüber den Landesbanken?

Bei einer normalen Geschäftsbank wäre die Entscheidung, ertragslose Goldbestände in gewinnversprechende Aktien umzuwandeln, durchaus verständlich. Nur ist die Bundesbank (bislang) keine normale Geschäftsbank. Andererseits sind ihr durch die Beseitigung der D-Mark die originären Aufgaben einer Hüterin der Währung und Kämpferin gegen die Geldentwertung genommen. Eine Wandlung zur ertragsorientierten Geschäftsbank des Bundes als 100prozentigen Inhaber und Nutznießer gäbe eine neue Existenzberechtigung. Dann aber hätte die Bundesbank redlicherweise auf die ihr gerade übertragenen hoheitlichen Aufgaben, vor allem die der Bankenaufsicht, verzichten müssen. So aber will Welteke bankenpolitische Macht mit bankenwirtschaftlichen Ambitionen verbinden. Die Konflikte sind vorprogrammiert. Wer will verhindern, daß die Bundesbank beispielsweise Post-Aktien kauft, um den Wert des Aktienbesitzes des Bundes zu erhöhen. Wer tritt für Vermögensverluste ein, wenn sich Welteke verzockt, denn Pleite gehen kann die Bundesbank nicht - obwohl es vielleicht das beste wäre.


 
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