© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    16/02 12. April 2002

 
WIRTSCHAFT
Gewerkschaft der Arbeitsplatzbesitzer
Bernd-Thomas Ramb

Ganze 6,5 Prozent Lohnsteigerung verlangt die IG Metall. Die Kollegen von der IG Bergbau-Chemie-Energie bescheiden sich mit 5,5 Prozent. Sie halten sich auch im Gegensatz zu den Metallern mit der Unterstützung ihrer Forderung durch Warnstreiks zurück. Beide Forderungen aber liegen deutlich über dem Angebot der Arbeitgeber von zwei Prozent. Heftige Tarifverhandlungen werden somit die Startperiode des heißen Bundestagswahlkampfs begleiten.

Die Gewerkschaften reklamieren - wie immer - den moralischen Anspruch auf ihrer Seite. Schließlich hat die Einführung des Euros die höchsten Inflationsraten seit zehn Jahren bewirkt, so daß die Realeinkommen der Beschäftigten im letzten Jahr sogar rückläufig waren. Andererseits erreichen auch die Zahlen der Firmenpleiten Rekordstände und immer weniger "Unternehmer" finden sich bereit, dieses Wagnis neu einzugehen oder das Erbe ihrer Eltern zu übernehmen. Welche Prozentzahl zwischen zwei und 6,5 die Tarifeinigung auch erreicht, nicht alle jetzt noch Beschäftigten werden in den Genuß kommen. Leidtragende sind die Arbeitslosen, deren Chancen auf einen Arbeitsplatz weiter sinken. Für sie scheinen sich Streiks nicht zu lohnen.


 
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