© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    16/02 12. April 2002

 
Ein zwiespältiges Bild
Evangelische Kirche: Theologisch Konservative ziehen kritische Bilanz der zehnjährigen Amtszeit von Bischöfin Maria Jepsen
(idea)

Theologisch konservative Kreise in der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche haben eine weithin kritische Bilanz der zehnjährigen Amtszeit der Hamburger Bischöfin Maria Jepsen gezogen. Am 4. April I992 war die heute 57jährige Theologin zur weltweit ersten Bischöfin einer evangelisch-lutherischen Kirche gewählt worden. Am 28. April will sie sich der Nordelbischen Synode zur Wiederwahl für weitere zehn Jahre stellen.

Die bisherige Amtszeit zeige ein zwiespältiges Bild, so der Sprecher des "Runden Tisches für Bibel und Bekenntnis" in der Nordelbischen Kirche, Pastor Dieter Müller, gegenüber der evangelischen Nachrichtenagentur idea. Die Bischöfin stehe "für ein erhebliches Maß an Verschwommenheit" hinsichtlich dessen, was den christlichen Glauben ausmache. So habe die Bischöfin den Bedeutungsverlust des Karfreitags beklagt, entwerte aber selbst das Kreuz Jesu Christi, indem sie 1999 Überlegungen angestellt habe, ob die Krippe nicht ein "freundlicheres Symbol" der Christenheit sei.

Müller kritisiert auch das Missionsverständnis der Bischöfin: "Mission ist für sie eher auf Weltfrieden fixierter interreligiöser Dialog als auf Glauben an Jesus Christus zielende Rettung verlorener Menschen im Horizont des Jüngsten Gerichts." Außerdem verschleiße sie "durch eine Fülle tagespolitischer Äußerungen den geringen Restbestand an kirchlicher Autorität".

Nach Ansicht Müllers fehlt der Bischöfin auch "die Einsicht in Gottes Sicht von Ehe und Familie". Deshalb mißbrauche sie "immer wieder ihr hohes kirchliches Amt als Anwältin für die gesellschaftliche Durchsetzung der Anerkennung homosexueller Lebenspartnerschaften und der geistlichen Legitimierung des Lebensformenpluralismus", der weder lebensdienlich sei noch unter dem Segen Gottes stehe.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen