© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    17/02 19. April 2002

 
Provokationen nehmen zu
Homosexuellen-Lobby stellt "Wahlprüfsteine" auf
Mathias von Gersdorff

Nachdem die rot-grüne Koalition Ende 2000 die Homo-Ehe als Institution eingeführt hat, stellt die Homosexuellen-Lobby immer weiterreichende Forderungen. Als die Debatte um die Homo-Ehe begann, behaupteten die Verbands-Homosexuellen und die Politiker, die deren Forderungen unterstützten, daß es sich bei der "Eingetragenen Partnerschaft" nicht um eine Ehe und noch weniger um eine Familie handelte. Das Gesetz wurde folgendermaßen benannt: "Gesetz zur Beendigung der Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Gemeinschaften: Lebenspartnerschaften (Lebenspartnerschaftsgesetz - LPartG)".

Die Berliner taz schrieb am 7. Dezember 1999: "Daß dieses neue Institut nicht Ehe heißen wird, hat mit einem politischen Kalkül zu tun: Die konservativen Milieus in der Bundesrepublik, für die Homosexualität immer noch im Bereich des Pathologischen angesiedelt ist, sollen nicht provoziert werden." Dies ist aber nicht mehr so, nun wollen sie sogar als reguläre Familie anerkannt werden, mit allen Pflichten und Rechten, die eine herkömmliche Familie besitzt.

So schreibt der "Lesben und Schwulen Verband Deutschland" (LSVD) in den Wahlprüfsteinen für die Bundestagswahl 2002 an die Kandidaten: "Sind Sie bereit, sich für die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Familien einzusetzen und deren Gleichstellung im Steuer-, Sozial- und Namensrecht sowie beim Sorge- und Adoptionsrecht voranzutreiben? Unterstützen Sie die freie Möglichkeit zur Familiengründung?"

In dieser Frage sprechen sie regelrecht von "homosexuellen Familien", etwas Neues und etwas, was es gar nicht geben kann, denn eine Familie kann nur aus der Gemeinschaft von Mann und Frau entstehen. Trotzdem wollen homosexuelle Paare als Familie angesehen werden, mit allen Rechten und Pflichten.

Dazu gehört auch die Adoption von Kindern. Als die Debatte nach der Bundestagswahl 1998 losbrach, haben die Homosexuellen nur vorsichtig die Adoption angesprochen, und als die Frage mehr und mehr zum Politikum zu werden drohte, das Thema eher ganz gemieden. "Daß eine gemeinschaftliche Adoption durch lesbische und schwule Paare derzeit auch in der SPD nicht durchzusetzen sei, müssen wir zur Kenntnis nehmen", hieß es in einem Papier der "Schwulen Sozialdemokraten" - Schwusos - Niedersachsen vom 3. Januar 2000.

Sie wußten von anderen Ländern, insbesondere Frankreich, daß die Adoption von Kindern durch Homosexuelle selbst bei Anhängern der Homo-Ehe auf Ablehnung stieß, wie beispielsweise bei der Bundesjustizministerin Däubler-Gmelin, die gegenüber der Zeit am 30. September 1999 behauptete: "Auf einem anderen Blatt steht, ob eine eingetragene Lebenspartnerschaft als solche zur Adoption berechtigt sein soll. Das halte ich für falsch."

Der LSVD will auch, daß homosexuelle Frauen Zugang zu Samenbanken für In-Vitro-Fertilisation erhalten.

Auch sollen die Transsexuellen, also Menschen, die eine Geschlechtsumwandlung vorgenommen haben, mehr Rechte erhalten. "Transgender müssen das Recht haben, ihre Lebensweise selbst zu bestimmen - bei der Ausgestaltung ihrer Geschlechtsidentität wie auch bei ihrer Partnerwahl. So ist beispielsweise eine Liberalisierung der Zugangsvoraussetzungen für Vornamens- und Personenstandsänderung erforderlich. Auch die faktischen Ehe- bzw. Partnerschaftsverbote für Menschen, die ihren Vornamen geändert haben, müssen aufgehoben werden."

Der LSVD scheint in Triumphalismus zu schwelgen und glaubt, daß er nun alles bekommt, was er will. Dazu trägt auch die massive Unterstützung vieler Massenmedien für die Homo-Lobby bei. Dabei unterschätzen die Verbandsvertreter aber den Mangel an Sympathie in der Bevölkerung. Man darf nicht vergessen, daß Rot-Grün die Homo-Ehe in einer Nacht-und-Nebel-Aktion durchboxen mußte, um möglichst wenig Aufsehen zu erregen. Bislang wurden nach Presseberichten rund 3.000 Homo-Ehen geschlossen, die Bundesregierung sprach vergangene Woche bei der Anhörung vor dem Bundesverfassungsgericht von 2000. Eine im Grunde lächerliche Zahl, wenn man bedenkt, wieviel Werbung gemacht wurde.

Das Vorpreschen des LSVD ist nur deshalb möglich, weil die Union lange Zeit eine schwache Opposition geleistet hat. Erst als von der Bevölkerung Stimmen gegen die Homo-Ehe aufkamen, insbesondere von der Initiative "Kinder in Gefahr", haben die Unionsparteien mehr Mut gezeigt und sind schließlich zum Bundesverfassungsgericht gegangen. In der Öffentlichkeit traut sich aber kaum ein Unionspolitiker, die Homo-Ehe anzugreifen. Norbert Geis aus Aschaffenburg ist eine löbliche Ausnahme.

Leider ist zur Zeit Bundeskanzlerkandidat Stoiber kaum gewillt, engagiert gegen die Homo-Ehe im Wahlkampf vorzugehen. Dies war entsprechend den Realitäten in der deutschen Politik auch nicht anders zu erwarten. Auch bei ihm wird die Regel gelten, daß nur der Druck der Basis etwas bewegen wird.

 

Mathias von Gersdorff; Jahrgang 1964, ist 2. Vorsitzender der Deutschen Vereinigung für eine Christliche Kultur (DVCK). Seit 1993 leitet er die Aktion "Kinder in Gefahr", die sich gegen Pornographie, Gewaltverherrlichung und Blasphemie in den Medien wendet.


 
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