© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    18/02 26. April 2002

 
Meldungen

Le Pen I: Lega Nord begrüßt Wahlerfolg

ROM. Führende Politiker der italienischen Koalitionsparteien haben den Wahlerfolg von Jean-Marie Le Pen in Frankreich unterschiedlich bewertet. "Der konservative und maximalistische Sozialismus steckt in ganz Europa in der Krise: Dies ist nach dem Wahlergebnis in Frankreich offensichtlich", erklärte Premier Silvio Berlusconi letzten Montag in Valencia. Beim zweiten Wahldurchgang werde Präsident Jacques Chirac, "ein überzeugter Europäer", als Wahlsieger hervortreten. "Mit Le Pen siegt der Mut", meinte hingegen Senator Mario Borghezio von der Lega Nord. "Sein Wahltriumph belohnt die Kohärenz eines Politikers, der ohne Heuchelei vor der gravierenden Gefahr warnt, die die ausländische Invasion für Frankreich und Europa repräsentiert", so Borghezio. "Le Pens Erfolg ist für alle diejenigen eine gute Nachricht, die in Europa für unsere Identität kämpfen. Eine Identität, die immer mehr vom Projekt einer multikulturellen Gesellschaft bedroht ist. Vor allem nach dem 11. September werden die Signale in Europa immer deutlicher: Stopp mit der Islamisierung und der ausländischen Invasion!", so der 54jährige Turiner Jurist. Kommunikationsminister Maurizio Gasparri zeigte sich weniger enthusiastisch: "Wir freuen uns nicht über Le Pens Erfolg, dafür aber über Jospins Niederlage. Jospin bricht zusammen, nachdem seine Regierung und seine Minister die italienische Regierung beleidigt haben. Ich hoffe, daß Chirac eine realistische Lösung für Probleme wie Kampf gegen die Kriminalität und die illegale Einwanderung finden wird", meinte der 45jährige populäre Alleanza Nazionale-Politiker.

 

Le Pen II: US-Regierung reagiert gelassen

WASHINGTON. Unterschiedlich reagierten Politiker in den USA auf den Wahlerfolg des französischen Politikers Jean-Marie Le Pen. "Ich will nur sagen, daß Frankreich ein sehr enger Freund und Verbündeter ist", erklärte US-Außenamtssprecher Richard Boucher in Washington. "Wir verfolgen seine Wahlen mit großem Interesse. Aber die endgültige Abstimmungsrunde wird am 5. Mai stattfinden, und dann werden die französischen Wähler sich entscheiden. Wir überlassen es ihnen." Der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Tom Daschle, erklärte, der Erfolg Le Pens sei der jüngste Hinweis, daß der Antisemitismus in Europa zunehme. Er rief die Politiker in Europa auf, gegen diese Entwicklung Maßnahmen zu ergreifen.

 

Le Pen III: Russische Politiker gratulieren

MOSKAU. Der Parteichef der rechtsgerichteten russischen Liberaldemokraten, Wladimir Schirinowski, hat Jean-Marie Le Pen zu seinem "glänzenden Wahlsieg" in Frankreich gratuliert. "Sie haben mit eiserner Hand Frankreich aufgerüttelt", schrieb der stellvertretende Duma-Vorsitzende letzten Montag in einem Glückwunschtelegramm an Le Pen. Der Vorsitzende des Duma-Ausschusses für Außenpolitik, Dmitri Rogosin, wertete das überraschend gute Abschneiden Le Pens in der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen als Reaktion auf die Zuwanderungspolitik Frankreichs. Der "gewaltige Zustrom von Emigranten" habe zu einer Protestreaktion unter den Wählern in Frankreich geführt, erklärte Rogosin am Rande eines Europarats-Treffens in Straßburg.

 

Le Pen IV: Europa ordnet sich neu

BUDAPEST. Der Vorstand der rechten ungarischen "Wahrheits- und Lebenspartei" (MIÉP) sieht in dem Einzug von Le Pen in die Stichwahl der zweiten Runde die Anzeichen für eine hoffnungsvolle politische Neuordnung Europas. Umso bedauerlicher und verwunderlicher sei es, daß in Ungarn der "abgenutzte Sozialismus" gesiegt habe. Die Ungarn müßten jetzt ebenfalls die Zeichen der Zeit erkennen.


 
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