© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    19/02 03. Mai 2002


Duell absagen
von Jörg Fischer

Der Bundeskanzler wird am 22. September erstmals direkt gewählt. Nur zwei Kandidaten sind zugelassen: Gerhard Schröder und Edmund Stoiber. Diesen Eindruck mußte man haben, seit bekannt ist, daß es zu einem 75minütigen "TV-Duell" zwischen dem SPD- und dem CSU-Kandidaten kommen soll. Am 25. August sind zunächst die Privatsender dran - mit dem SPD-nahen RTL-Nachrichtenchef Peter Kloeppel und dem Unionsnahen N24-Chef Peter Limbourg. Am 8. September folgen Sabine Christiansen und Ex-SED-Genossin Maybrit Illner. "Ein Fernsehduell ist ein Gewinn für die politische Informationskultur des Landes", frohlockte SPD-Bundesgeschäftsführer Matthias Machnig und dachte dabei wohl an die bislang wenig telegenen Auftritte des bayerischen Ministerpräsidenten.

FDP, PDS und Grüne - von den "Anderen" ganz zu schweigen - sind zu Recht empört. Dies ist eine weitere Verletzung der politischen Chancengleichheit. Auch wenn sich Guido Westerwelle nicht zum FDP-Kanzlerkandidaten erklären läßt, sollten die abgekarteten "TV-Duelle" verhindert werden - zumindest im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Der Bonner Staatsrechtler Josef Isensee meldete schon juristische Bedenken an, und selbst der Schröder nicht ganz fern stehende Ex-WDR-Intendant Friedrich Nowottny ist verärgert. Stoiber tut sich keinen Gefallen, wenn er allein gegen den Medienliebling antritt. Der Bayer sollte sich und der Demokratie einen Gefallen tun und dieser "Informationskultur" eine Absage erteilen.


 
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