© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    19/02 03. Mai 2002


Leserbriefe

Zu: "Rot-grüner Tugendterror" von Claudia Hansen, JF 17/02

Schwerwiegende Folgen

Dies geplante Gesetz zeigt einmal mehr, daß die Freiheit nicht bei den Linken steht. Wieder schaffen sie eine ab: die Vertragsfreiheit. Doch man darf sich nicht der Illusion hingeben, damit sei das Ende der Fahnenstange erreicht. Als nächstes könnte an der Reihe sein, was sie "Beziehungskiste" nennen. Vielleicht verklagt einer ein Mädel, das ihm einen Korb gibt, aber dann mit einem anderem tanzte, der nicht in die angeblich benachteiligten Gruppen paßt. Oder sie datieren das Gesetz zurück, am Ende verklagt mich noch eine Dunkle, weil ich eine blonde Blauäugige zu heiraten wagte. Doch es gibt noch Hoffnung: In Dänemark schafft man den Blödsinn gerade wieder ab. In diesem Sinne: Skål for gamle Danmark! (Prost, altes Dänemark)

Jens Geißler, Berlin

 

 

Zu: "Das gelobte Land ist noch nicht in Sicht" von Ivan Denes, JF 17/02

Die Folgen der Besetzung

Die Berichterstattung über den Kampf der Palästinenser und Juden um das heilige Land hat für uns Deutsche eine besondere Bedeutung. Zum tausendsten Mal bestätigt sich die alte Binsenweisheit, daß das Zusammenleben von verschiedenen Völkern auf demselben Territorium notwendigerweise zum Krieg führt. Und auch auf unserem Staatsgebiet gibt es mittlerweile die Siedlungsgebiete fremder Völker. Wir können also in den Ereignissen dort unten unsere eigene Zukunft erkennen.

Ludger Dombrowski, Krefeld

 

Untaten und Scharfmacher

Leider läßt ein früher sehr gerechter Ivan Denes zunehmend Israelfreundlichkeit und Palästinenserfeindlichkeit erkennen. Dabei sind Untaten und Scharfmacher auf beiden Seiten zu finden. Die Ursprünge der Al-Aksa-Intifada (deren Beginn vor eineinhalb Jahren nicht zufällig mit dem Regierungsantritt des Hardliners Scharon zusammenfällt) liegen aber in der israelischen Siedlungspolitik: Es sind ja nicht die Palästinenser, die in einem von ihnen besetzten Gebiet palästinensische Siedlungen bauen, sondern die Israelis, die auf von ihnen besetzten Palästinenserboden ihre israelischen Siedlungen errichten.

Hans-Gert Kessler, München

 

 

Zu: "Der Klassenprimus" von Doris Neujahr, JF 17/02

Freche Schreibe

Hat eigentlich schon mal jemand die freche, erfrischende Schreibe von Doris Neujahr gelobt? Falls nicht, hiermit sei es getan. Was habe ich gelacht in diesem Artikel über die Johannes Rau betreffende Passage! Auf einen Satz wie "In Raus Physiognomie ist die ganze Ratlosigkeit der politischen Klasse versammelt" muß man erst mal kommen.

Jürgen K. Hultenreich, Berlin

 

 

Trefflich

Der Artikel triff genau! Er ist auch stilistisch und journalistisch ein Genuß. Johannes Rau als Vorbild für Munchs "Der Schrei" - großartig. Ich habe das Ganze zweimal gelesen. Auch die Charakteristik von Wolfgang Thierse trifft genau. Bravo, Doris Neujahr. 

Knut Frenzel, Kiel

 

 

Zu: "Die letzte Pilslegende" von Jutta Winckler, JF 17/02

Falsche Geldausgaben

Der Wernesgrüner-Artikel fängt bezeichnenderweise mit dem Hinweis auf die bekannte Fernsehwerbung an, um im weiteren Verlauf auf Aktien-Verschiebereien und gewonnene wie verlorene Übernahmeschlachten einzugehen; dazwischen die Marketing-Strategie und eine Menge Historie und Nostalgie. Nur zweimal ist eigentlich vom Thema die Rede, vom Bier: Einmal wird Bitburger als renommierte Premiummarke bezeichnet und zweitens galt Wernesgrüner "zu Honeckers Zeiten ... als eines der schmackhaftesten Biere". Nun hat also ein Premium-Konzern eine weitere Premium-Marke zugekauft.

Fragt sich bloß, ob diese Premium-Marken auch den Qualitätsstandard haben, um nicht nur (scheinbar!) durch Zukauf zu wachsen, sondern durch von der Qualität des Bieres überzeugte Käufer, die Verbraucher. Natürlich wird allenthalben in deutschen Landen nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut, aber wer sich die Bestandteile der Biere auf dem jeweiligen Etikett einmal genauer ansieht, der stellt doch Unterschiede fest, die dann weder Bitburger noch Wernesgrüner besonders "Premium" aussehen lassen.

Für beide Biere wird bei der Herstellung neben Hopfen auch Hopfenextrakt verwendet. Biere, die ich als Konsument als erstklassig bewerten würde, enthalten kein Hopfenextrakt, da dieses durch ein Verfahren gewonnen wird, das aus Verbrauchersicht nicht gerade vertrauenserweckend ist. Das flüssige Hopfenextrakt wird durch Auslaugung des Hopfens hergestellt. Zu diesem Verfahren wird üblicherweise Methylenchlorid als Lösungsmittel verwendet, das als möglicherweise krebserregend gilt und hochgiftig ist.

Nun fragt es sich aber, wofür eine "Premium"-Brauerei das Geld ausgeben sollte: für ihr Premium-Bier oder für die Premium-Werbung? Die deutschen Großbrauereien geben leider das Geld immer mehr für die Werbung aus. Viele der bekanntesten deutschen Biere enthalten inzwischen überhaupt keinen Doldenhopfen mehr, sondern nur noch Hopfenextrakt. Und ich behaupte, das schmeckt man, Qualität schmeckt eben! Ich jedenfalls trinke mit Genuß Biere, die nicht mit dem mir unangenehmen Hopfenextrakt gebraut worden sind, sondern das Reinheitsgebot noch wortwörtlich nehmen: Hopfen und Malz, Gott erhalt's!

Joost Mueller-Töwe, Plettenberg

 

Gutes Arrangement

Der Bitburger Bierkonzern wagt doch tatsächlich, mit "Wernesgrüner" dasselbe zu machen wie bereits seit einigen Jahren mit "Köstritzer": Keine Erhöhung des derzeitigen Ausstoßes und den Erhalt der Braustätte. Was das mit dem deutschen Reinheitsgebot und der letzten Pilslegende zu tun hat, weiß vermutlich nur die Autorin.

Guntram Hübner, Waldesch

 

 

Zu: "Wer dient eigentlich noch?" von Dieter Stein, JF 16/02

Bundeswehr privatisieren

Bei der auch in der JUNGEN FREIHEIT geführten Diskussion um Wehrpflicht oder Berufsarmee fällt auf, daß das einst vorgebrachte Argument, daß die Wehrpflichtarmee die einer Demokratie am besten entsprechende Truppe sei, schnell aufgegeben wurde, als man durch deren Abschaffung den Bundeshaushalt zu entlasten hoffte. Prinzipien werden heute, wenn es um Geld geht, rasch fallengelassen.

Man kann darauf nur noch mit Ironie reagieren. Warum also nicht die Streitkräfte privatisieren? Den Wachdienst hat ja die Bundeswehr zum Teil schon an Firmen abgegeben. Hier also ein zeitgemäßer Vorschlag: Die Bundesregierung veranlaßt die Gründung einer GmbH-KG unter dem Firmennamen "rent a soldier", modisch in Nato-Englisch, Kleinbuchstaben und schneidig abgekürzt in "ras".

Zu überlegen bliebe, ob man die von Deutschland geforderte überdimensionierte Lufttransportflotte unter dem Dach von "ras" beläßt oder sie als spezielle militärische Speditionsfirma "rastrans" eigenständig wirtschaften läßt.

Nach den nicht berauschenden Geschäftsergebnissen von Bahn und Post und gewiß auch der demnächst privatisierten Arbeitsvermittlung, muß man bei "ras" auf lange Zeit mit Schwierigkeiten rechnen. Aber warum sollte sich nicht früher oder später ein genialer Boß finden, der anders als sein mit Spott überschütteter Vorgänger als General-Unternehmer den Laden schmeißt und dem Unternehmen Beine macht?

Prof. Richard W. Eichler, München

 

 

Zu: "Pleitewelle rollt durchs Land" von Thorsten Thaler, JF 16/02

Pleiten-Rekord

2001 erreichten die Firmenpleiten in Deutschland mit 32.000 Fällen einen neuen Rekord und für 2002 werden 40.000 Insolvenzen vorausgesagt. Dies sind die Folgen - von denen auch Bayern nicht verschont wurde - der verfehlten rot-grünen Wirtschaftspolitik unter Führung des Pleitekanzlers Schröder. Es ist unverfroren von ihm, den Fall Holzmann dem Fall Kirch gleichzustellen. Bei Kirch handelt es sich um abgesicherte Bankkredite, bei Holzmann dagegen stehen von ihm zugesagte Staatsbürgschaften im Feuer. Auch mit den unbegründeten und wahltaktisch bedingten Vorwürfen gegen Stoiber macht sich die SPD unglaubwürdig. Denn die Landesbank gehört nur zu 50 Prozent dem Bayerischen Staat, die anderen Anteile halten die Sparkassen, die auch über lange Zeit den verantwortlichen Vorstandsvorsitzenden stellten.

Herbert Gaiser, München

 

 

Zu: "Einheit in der Gleichheit, oder vom Glück der Tiere" von Günter Rohrmoser und "Politik soll Spaß machen" von Baal Müller, JF 16/02

Hegelsche Interpretationen

Die Situation ist traurig, aber sie wird auch nicht besser, wenn die Konservativen nicht endlich zu Taten schreiten (Le Pen läßt grüßen). Reden haben wir von den Linken schon viele vernommen, daß die Rechten diesen Unsinn nun auch übernehmen, gibt kein besseres Zeugnis. Unsere Gesellschaft entfernt sich mit immer größeren Schritten von ihren christlichen Wurzeln, wovon der Mitgliederschwund ihrer Gemeinden zeugt. Mit zunehmenden wissenschaftlichen Untersuchungen wird es immer unwahrscheinlicher, den Bürgern noch die Mär vom Gott im Himmel zu verkaufen.

Vielmehr sollte das Augenmerk wieder auf die einzig echte Natur gerichtet und wenn schon, dann dieser die Hegelinterpretation angedichtet werden. Hegel hat doch nichts anderes gemacht, als die Dialektik aufgrund einer ideellen Weltanschauung definiert und ... Recht hatte er. Die Rechten haben daraus kein Kapital geschlagen, weil sie satt und faul sind und zu Taten dann der Mut fehlt. Reale Probleme werden zerredet. Wenn nur noch warme Luft übrig geblieben ist, sucht man sich populistische, harmlose "Kanzlersachen", um diese dann medienwirksam zu "lösen". Rühmliche Ausnahmen bilden unsere kleinen Alpenrepubliken, deren Demokratieverständnis wieder als Vorbild gelten kann. Ansonsten marschiert unsere Gesellschaft mit Riesenschritten in Richtung einer künstlichen Welt mit alleiniger Weltregierung, ohne nennenswerte Opposition, nach kommunistischem Weltbild (siehe China), der die Linke nacheifert zum Beispiel GUS, europäische Einheit, Währungseinheit, Spracheinheit .... Die Vielfalt ist bereits weitgehend verloren gegangen.

Günther Paulini, Memmingen

 

Meinungsfreiheit

Es ist ein Verbrechen gegen unsere demokratischen Prinzipien, wenn die politische Definition "Rechts" zur Diffamierung des politischen Gegners mißbraucht wird. Unsere Demokratie braucht zur Funktionalität zwei Seiten, die rechte und die linke.

Nun haben linke Fundamentalisten mit dem Begriff "Rechts" einen Totschlagknüppel gefunden, um jeden Nichtlinken zu verunglimpfen. Rechts gilt bei ihnen als Synonym für alles Schlechte, Nazismus und Gewalt - nur Linke sind gute Menschen. Die gleichen demokratiefeindlichen Methoden wie bei den Nazis und Kommunisten!

Wilfried Fremdling, Braunschweig

 

 

Zu: "Gott zu Ehren, dem sorbischen Volk zu Nutze" von Matthias Bäkermann, JF 15/02

Christlicher Patriotismus

Als langjähriger Leser der JUNGEN FREIHEIT habe ich mich sehr über den Bericht über die katholischen Sorben gefreut. Zeigt dieser Artikel doch gründlich auf, daß Christentum und Patriotismus entgegen der Zeitgeistmeinung gut miteinander vereinbar sind und sich wunderbar ergänzen. Allerdings sehen die Kirchen heute tatenlos zu, wie ein mohammedanisches Zentrum nach dem anderen errichtet wird, statt offensiv-missionarisch die traditionelle Religion unseres Vaterlandes zu vertreten.

In dieser Sicht sind uns die Sorben ein hervorragendes Beispiel. Gerade im Hinblick auf die christliche Nächstenliebe sind unsere Nächsten nun mal unsere Volksgenossen und nicht irgendwelche Zuwanderer. Die Kirche vertritt mit Sicherheit - mit wenig Ausnahmen - die christlichen Patrioten nicht mehr. Die Aufgabe der Kirche sollte es sein, sich für den christlichen Patriotismus auszusprechen, denn sonst werden die Kirchen noch leerer. Das Jahrhundert der Lüge ist vorbei, es wird hoffentlich bald ein Stern über unserem christlichen deutschen Vaterland leuchten.

Marius Frosch, Böblingen

 

 

Zu: "Der kranke Mann am Main" von Andreas Wild, JF 15/02

Tatsachen

Unter der Überschrift "Woran man eine gute Zeitung erkennt" nannte einst der Feuilletonist und Schriftsteller Johannes Gross folgende Merkmale: 1. Sie hat nie ein Foto auf der Titelseite. 2. Keine Überschrift endet mit einem Fragezeichen. 3. Sie druckt keine Beiträge von Politikern, Wirtschaftsführern oder anderen Machthabern, die sonst Gegenstand der Berichterstattung sind. 4. Sie meidet Interviews. 5. In ihren Texten ist das Semikolon häufiger als das Ausrufungszeichen.

Schwer vorstellbar, daß sich die FAZ von diesen bewährten Regeln trennt. Allerdings haben Sie recht, dem Feuilletonteil eine früher ungewohnte Einseitigkeit zu bescheinigen.

Otto Foedtke, Aschaffenburg

 

 

Zu: "Kopflose Attacke" von Paul Gottfried, JF 15/02

Ein Trost bleibt

Bei einer ernsthaften Suche nach den Gründen für den insbesondere in sogenannten christlichen Ländern mehr oder weniger verbreiteten Antisemistismus kann man Goldhagens "kopflose Attacke" wohl nicht ganz links liegen lassen. Bleibt der Trost, daß er mit ziemlicher Sicherheit auch aus Gutmenschenkreisen kaum Zustimmung erfahren wird. Und, sollte Goldhagen das vorher bedacht haben, ehrt es ihn sogar.

Friedrich Rahe, Hamburg

 

 

Zu: "Anschlag auf die Verfassung" von Paul Rosen, JF 14/02

Nichtwählerpropaganda

Noch immer ist das Zuwanderungsgesetz das Hauptthema der JUNGEN FREIHEIT. Man könnte hinzufügen: Auch für alle Deutschen war, ist und bleibt "Zuwanderung" oder besser "Einwanderung" eines der Hauptthemen. Und dazu ein sehr trauriges. Leider.

Unsere Politiker, die ja unsere Repräsentanten sein sollen, führen wegen der Zuwanderung ein tolles Schauspiel auf. Sind sie so besorgt wegen des Schicksals des deutschen Volkes? Sie betonen ja ständig, was für gute Demokraten sie seien. Dabei geht es bei dem Streit lediglich um das Ausmaß der Zuwanderung, während die Deutschen mit deutlicher Mehrheit eben keine Zuwanderung wollen. So oder so können sie das Theater wohl nur mit Kopfschütteln betrachten. Das Ganze liefe dann auf eine erstklassige Propaganda für unsere stärkste Partei hinaus, die der Nichtwähler.

Gunther Albers, Hamburg

 

 

Zu: "Die Manifestation eines Traumas" von Doris Neujahr, JF 14/02

Steinbachs Denkmal

Der Gegenwind, von dem die Rede ist, bläst Frau Steinbach bereits heftig ins Gesicht, auch wenn sie es nicht wahrhaben will. Er kommt aus der Richtung der Vertriebenen selbst, die das Vermächtnis-Objekt der Verbandspräsidentin zu einem nicht geringen Teil entschieden ablehnen. Ihre Stimmen werden allerdings wieder einmal von den gleichgeschalteten Funktionären um Frau Steinbach ungeniert ignoriert. Die Betroffenen sind sich nämlich sehr wohl bewußt, daß Frau Steinbach den Zentralverband der Vertriebenen als Delegierte ihrer Partei abzuwickeln hat, und daß mit Gedenkstätte und Museum ein Schlußstrich unter das Vertreibungsverbrechen an den Deutschen gezogen werden soll. Vertreibung aber ist, solange sie nicht rückgängig gemacht wird.

Zu den Thesen der wegen ihres gespannten Verhältnisses zu den deutschen Heimatvertriebenen hinlänglich bekannten christ-evangelischen Theologin Antje Vollmer zählt die Forderung "Die Vertreibung gehört ins Museum". Frau Steinbach ist angetreten, dieses Museum zu bauen. 

Erich Högn, Königstein


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