© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    20/02 10. Mai 2002

 
Urwald in Gefahr
Ecuador: WestLB finanziert umweltgefährdendes Ölprojekt
Volker Kempf

Der Planet Erde wird weiter geplündert. Bislang ungenutzte Ölfelder werden erschlossen, aktuell etwa in Ecuador. Dazu müssen dann Pipelines durch Tropenwälder und die Heimstätte von indianischen Urwaldvölkern gelegt werden. Das wird vom ölabhängigen Westen finanziert - im konkreten Fall: von der Westdeutschen Landesbank (WestLB).

Daran reibt sich zu Recht die Umweltorganisation Greenpeace: "Daß ausgerechnet die Düsseldorfer WestLB so ein skandalträchtiges Projekt finanziert, kann nur verwundern. Sie gehört zu 43 Prozent dem Land NRW. Je knapp zwölf Prozent gehören den Landschaftsverbänden Rheinland und Westfalen-Lippe und je über 16 Prozent den Sparkassen- und Giroverbänden von NRW - also alles öffentlich-rechtliche Träger, in deren Aufsichtsräten viele Vertreter der Regierungsparteien sitzen."

Dabei sei Deutschland für den internationalen Klimaschutz sehr engagiert und habe sich auf dem Uno-Urwaldgipfel im April für den Erhalt des Amazonas ausgesprochen. Nun würden mit Duldung der rot-grünen NRW-Landesregierung einzigartige Naturschutzgebiete und der Lebensraum von indigenen Völkern, also von Urwaldeinwohnern, zerstört. Denn die von der WestLB finanzierte Pipeline führe an sechs aktiven Vulkanen vorbei und überquere 94 seismische Bruchlinien.

Mit Naturkatastrophen sei zu rechnen, zu denen dann auch noch Ölkatastrophen hinzukämen. Im Tiefland würde die Pipeline am größten Fluß des Landes vorbeiführen und gegebenenfalls Wasserverschmutzungen verursachen. Zugewanderte Ölarbeiter hingegen könnten Krankheiten einschleppen, was bei den indigenen Völkern zum Teil schon jetzt mit Hepatitis-Erkrankungen bezahlt werde. Die Weltbank habe vor diesem Hintergrund die WestLB dazu aufgefordert, das von ihr unterstützte Projekt nicht länger als eines zu bezeichnen, das Umwelt- und Sozialstandards erfülle.

Greenpeace ruft dazu auf, an den NRW-Ministerpräsidenten Wolfgang Clement Protestschreiben zu richten ( wolfgang.clement@landtag.nrw.de ). Aber auch bei reichlich Protesten aus Deutschland bleibt als Widerspruch zurück, daß hierzulande überall die Wirtschaft wachsen soll, was von sprudelnden Ölquellen abhängig ist. Eine ursächliche Linderung des Problems bleibt also außer Sichtweite und wird nicht einmal thematisiert. So wird der Fall Ecuador zu einem weiteren Meilenstein in einer Schreckensbilanz unserer Politik und unseres Lebensstils.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen