© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    20/02 10. Mai 2002


Zitate

"Es gibt so etwas wie eine Doppelnatur des Menschen. Wir haben einerseits eine sehr ausgeprägte Furcht, uns mit dem, was wir tun und sagen, zu isolieren. Und Le Pen ist in Frankreich ein Tabu. Öffentlich wurde die Neigung zu Le Pen versteckt. Aber es gibt auch die individuelle Natur des Menschen. Auf dieser Ebene schätzen viele Menschen Le Pen und drücken das mit ihrer Stimmabgabe aus. Aber natürlich nur in der Verborgenheit der Wahlkabine. In der Öffentlichkeit sind die Menschen sehr vorsichtig, die ist für sie wie ein Tribunal, von dem sie gebilligt oder verurteilt werden."

Elisabeth Noelle-Neumann, Leiterin und Gründerin des Allensbach-Institutes, im "Focus" vom 29. April

 

 

"Ich finde, man muß mit diesem 1. Mai, wie mit jedem anderen gesellschaftlichen großen Ereignis umgehen. Es hat sich nun mal eingespielt, daß es immer wieder zu Ausschreitungen kommt. (...) Wir müssen uns genau wie in allen anderen Phänomenen fragen, was sind Ursachen für solche Ausschreitungen, mit denen wir an diesem Punkt umgehen müssen? Wir müssen uns natürlich fragen, wie wir auch mit diesen Ursachen weiter umgehen, und wie wir diesen Ursachen entgegentreten können."

Volker Ratzmann, rechtspolitischer Sprecher der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus, in einem Deutschlandfunk-Gespräch am 2. Mai

 

 

"Die französische Linke hat sich gegenüber dem italienischen Volk und der italienischen Regierung so überheblich und arrogant verhalten, daß sie diese Niederlage verdient hat. Sie hat uns belehrt, ohne sich bewußt zu werden, was in ihrem eigenen Land geschah. Ihre Niederlage ist eine große Genugtuung für mich. ... Diese Wahl bestätigt drei Dinge: zunächst das Scheitern der sozialistischen Regierung. Zweitens haben fünf Jahre Kohabitation, bei der alle Unterschiede zwischen der Linken und der Rechten ausgelöscht wurden, und bei der jede demokratische Konfrontation verschwunden ist, eine Leere geschaffen, welche die extremistischen Parteien, Le Pen oder die Trotzkisten, ausgefüllt haben."

Gianfranco Fini, Vizepremier Italiens und Alleanza Nazionale-Chef, im Pariser "Le Figaro" vom 2. Mai

 

 

"Mit seinem gnadenlos ökonomiefixierten Blick hat Amerika den Preis zum Maß aller Dinge gemacht. Das Steuerungsmittel, das die komplexe Gesellschaftsstruktur immer wieder auf den Boden des kleinsten gemeinsamen Nenners zurückführt, ist das Geld. Der Glaube an die elementare Prägekraft des Geldes ist das geheime Band, das all die Mitglieder dieser Auswanderergesellschaft verbindet. Sie haben keine gemeinsame Kultur, keine gemeinsame Sprache, keinen gemeinsamen Gott, keine vergleichbaren Erziehungs- und Ausbildungsstandards, keine gemeinsame Moral, keine gemeinsame Ethik, keinen gemeinsamen Wertekosmos. (...) Das einizge, das diese Einwanderergesellschaft an Gemeinsamkeit hat, ist die Währung. Daran messen sie sich gegenseitig."

Stephan Krass, Literaturredakteur beim Südwestrundfunk, in der Zeitschrift "Merkur", Heft 5, Mai 2002


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